Mittwoch, 30. September 2015

30.09.2015 Ponte de Lima, 0 km

Habe heute Morgen den Bus nach Ponte de Lima genommen. Bin um 9.45h angekommen und hätte mir am liebsten gleich ein Hotelzimmer genommenen. Es wäre zwar eines frei gewesen aber ich hätte vier Stunden warten müssen bis ich rein kann. Wenn man sich krank fühlt ist das eine halbe Ewigkeit. Bin dann in den Park am Flussufer und habe mich wie ein heimatloser Vagabund gefühlt. Es ist schrecklich kein zu Hause zu haben wenn man sich nur unter die Bettdecke verkriechen will. Ich saß da auf der Parkbank und habe mir einfach mal das ganze Elend von der Seele geheult. Dann  habe ich meine Kräfte neu gesammelt und mir ein Zimmer in einer Pension gesucht. Ich wurde auch gleich bei der ersten fündig. Was für eine Erleichterung! Bin auch gleich in die Apotheke und habe mich mit Medis eingedeckt. Bin einfach total erkältet und habe einen grauenhaften Reizhusten.
Das Städtchen hier ist sehr schön. Es gibt sogar eine Platanenallee wo aus dem Nichts wunderschöne Musik ertönt. Da werde ich bestimmt noch mal hin gehen. Fühle mich wohl hier und habe auch schon was zu Mittag gegessen. Dies war glaube ich das zweite Essen das mir in Portugal bisher geschmeckt hat. Gestern war ich mit den Mädels aus Berlin Abendessen und musste den ganzen Kabeljau stehen lassen weil er so versalzen war. Habe mir nur ein paar Kartoffeln rausgepickt... Die Mädels werden jetzt wohl auch angekommen sein. So ich werde noch mal einen kleinen Rundgang machen. Hoffe, dass ich morgen weiter wandern kann. Ab jetzt soll auch die Strecke etwas schöner werden.
Habe die Mädels natürlich an der Promenade beim Wein trinken angetroffen und habe mich gleich dazugesetzt. Wir hatten total Lust auf Pasta und haben uns in ein Hotelrestaurant direkt am Fluss gesetzt. Es hätte bestimmt schönere Restaurants gegeben aber die Pasta Bolognese war lecker wenn auch etwas mehr als al dente. Die Portionen, zwei grosse Platten, waren riesig und wir haben nur die Hälfte geschafft. Als der Kellner abgeräumt hat haben wir gehört, wie er von der Pasta gegessen hat und haben uns köstlich amüsiert.

Da sass ich und meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt aber danach ging es wieder aufwärts

Die mittelalterliche Brücke fotografiert von der Platanenallee aus
Die wunderschöne Platanenallee mit der schönen Musik die aus dem Nichts kommt. Dieser Ort hat meiner Seele gut getan.
Skulptur auf der mittelalterlichen Brücke
Treppe zur Kirche von Ponte de Lima
Blick von der Kirche aus

Dienstag, 29. September 2015

29.09.2015 Barcelos, 17.0 km

Ja ihr Lieben. Tut mir leid dass ihr so lange nichts gehört habt aber mir geht es nicht besonders. Ich bin seit gestern krank, bin erkältet, habe starken Reizhusten und schlafe seit drei Nächten nicht. Der Tag heute war dementsprechend hart und ich kann mich kaum an die Strecke erinnern. Ich weiß auch noch nicht wie und ob ich morgen weiterkomme. Scheint irgendwie nicht mein Camino zu sein von Anfang an tue ich mich schwer. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich körperlich nicht fit bin. So trinke jetzt meinen Tee, gehe ins Bett und versuche nicht den ganzen Schlafraum wach zu halten mit meinem Reizhusten. Morgen werde ich wohl ein eigenes Zimmer nehmen müssen. 

Unsere Herberge in Rates beim Verlassen am Morgen früh
Wunderschöne Morgenstimmung
Ich schleiche den Mädels hinter her, keine Energie
Die Brücke nach Barcelos
Auf der anderen Seite der Brücke. Sehe etwas geknickt aus und froh, dass ich da nicht überall hinlaufen muss.
Die runde Kirche Bom Jesus an der Plaza Largo da Porta
Blick rüber nach Barcelinhos
Abendstimmung in Barcelos

28.09.2015 Rates, 24.0 km

Also heute kann ich mich ganz kurz fassen: Der Anfang war sehr schön alles am Meer entlang und mit einer wunderschönen Pause mit Aussicht. Der nette Herr in der Bar hat mich zwar etwas übers Ohr gehauen aber sehr charmant, habe sogar noch einen Abschiedskuss auf die Backe bekommen. Der ganze Rest ab Vila Cha war auf der Straße, teilweise sehr eng und auch ein bisschen gefährlich. Vor Kurven musste man schon aufpassen. Zudem war es heiß und ich habe mir die Füße platt gelaufen. Zudem musste ich einmal so dringend aufs Klo, dass ich in einen kleinen Laden bin und gefragt habe ob ich die Toilette benutzen darf. Was mir dann von der Senora auch freundlicherweise gestattet wurde. Ich glaube sie hat meine Verzweiflung gesehen und ich habe anschliessend auch noch einen Pfirsich und Schokoriegel bei ihr gekauft. Somit waren wir beide zufrieden. Am Schluss war ich fast auf den Knien und habe es nur knapp bis Rates geschafft. Aber nicht nur ich war völlig am Ende, sondern auch die drei Mädels aus Berlin Katia, Diana und Winnie, die ich kurz vor Rates völlig entkräftet am Strassenrand getroffen habe. Zusammen haben wir uns dann in die Herberge geschleppt.

Unsere Uebernachtungsmöglichkeit in Lavra am frühen Morgen. Es war neblig und extrem nass. Habe sogar meinen Regenhut angezogen um trocken durch die Bäume zu kommen.

Der Weg führt wunderschön am Meer entlang
Morgenstimmung. Die Männer sammeln hier etwas am Strand, vielleicht Muscheln?

Nachricht am Strand

Hier habe ich mich einfach an den Stand gesetzt und es genossen

Frühstück mit Aussicht

Nach dem Frühstück gehts weiter...
...nach Vila Cha
Nach einem etwas abenteuerlichen Weg durch den Busch ist Wäsche trocknen angesagt

Vila do Conde. Der Grafenpalast?

Das Aquädukt ist 7km lang und hat 999 Bögen. Wahnsinn oder? Bei dem lachsfarbenen Haus gab es Mittagessen.

Mittagessen mit Winnie, Katia und Diana (von links)


Meine Wenigkeit
Fotografiert am Ende der historischen Brücke in Touguinho. Hier hätte ich eigentlich einen anderen, etwas schöneren Weg nehmen können aber ich habe nicht aufgepasst und so musste ich halt auf der engen Strasse weiterlaufen und aufpassen, dass ich nicht überfahren werde.
Kloster Junqueira. Hier war ich ziemlich kaputt und wusste nicht wie ich es noch bis Rates schffen soll. Deshalb erstmal Pause.
Nahaufnahme von Santiago am Kloster Junqueira

Sonntag, 27. September 2015

27.09.2015 Lavra, 22.5 km


Warum ist es so schwer sich ins Unbekannte aufzumachen? Es erinnert mich sehr an meinen Start auf dem Camino del Norte, da musste ich mich richtig überwinden aus der Pension rauszugehen und die ersten Schritte zu machen. Der Unterschied heute Morgen war, dass es vor meinem Zimmer so laut war, dass ich froh war rauszukommen. Die Portugiesen scheinen richtige Partynudeln zu sein. Vor meinem Zimmer standen um 7.00h die Aufräummaschinen der Partynacht und ein paar späte Heimgänger hatten noch einen lautstarken Disput. Als ich um 7.30 raus bin sind mir die Partylöwen entgegengekommenen. Drei junge Männer wollten unbedingt ein Foto mit mir haben. Leider ist es auf meiner Kamera deshalb kann ich es nicht hier reinstellen. Sie meinten noch ich solle mich für das Photo ausziehen, worauf ich trocken bemerkte, dass ich mich erst gerade angezogen hätte. Habe gemeint sie sollen sich dann ausziehen wenn sie ins Bett gehen... Sie waren aber friedlich und haben mich einfach nur zum Lachen gebracht. Ich wollte noch die Kathedrale besuchen und habe mich gleich wieder mal verlaufen. Habe mal wieder nach dem Weg gefragt und es doch erstaunlich wieviele Menschen hier Französisch oder Englisch sprechen. Leider war sie zu... Dann bin ich runter nach Ribeira die Altstadt am Fluss Douro. Am Fluss entlang ging es Richtung Meer. Da war noch eine Disco offen, ich war kaum vorbei und dann haben sich zwei Männer auf offener Straße geprügelt. Das Nachtleben von Porto scheint ihnen ja nicht richtig gut zu bekommen. An einem Stand an der Straße habe ich meinen ersten Kaffee getrunken und gestaunt, dass er nur 80 Cents gekostet hat. Ein Portugiese hat bemerkt, dass ich ganz erstaunt war und hat gemeint, "dass ist nicht viel oder?" Ich habe geantwortet, dass bei uns der Kaffee bestimmt 4 oder 5x mehr kosten würde. Der ganze Weg lief grösstenteils  auf Holzstegen dem Meer entlang. Ich bin auch schon den ersten Pilgern begegnet. Mit Peter aus Deutschland bin ich das letzte Stück zusammen gelaufen. Wir sind fast zu weit gelaufen da wir uns verquasselt haben. Er ist auch den Weg von zu Hause aus gelaufen wenn auch nicht an einem Stück. Dann sind auch noch 3 deutsche Mädels unterwegs und wir sind alle zusammen auf dem Campingplatz. Jeder in seinem eigenen Bungalow... Es ist ziemlich frisch und ich habe eigentlich alles an was ich habe: mein langärmeliges und mein kurzärmeliges T-Shirt, die lange Unterhose, meinen Merinojupe sowie eine Jacke. Ich könnte jetzt das Ganze noch toppen mit Mütze und Handschuhe. Ja und ich sitze draußen und trinke Bier auch nicht gerade erwärmend. Werde mich vielleicht noch einen Moment in meinem Schlafsack verkriechen vor dem Essen. Der ist nämlich kuschelig warm.

Es geht raus aus Porto, alles dem Rio Douro und den alten Häuserfassaden von Ribeira entlang.

Die nächtlichen Partyschwärmer auf ihrem Heimweg, die mich netterweise aus Porto verabschiedet haben und mir ein Bom Caminho mit auf den Weg gegeben haben. Ich sehe ein bisschen bedeppert aus, habe ja auch nicht gut geschlafen.
Die alte Strassenbahn von Porto. Sie fährt raus bis zum Leuchtturm am Meer und ich hätte meine Tagesetappe um 4-5km abkürzen können. Tut ein erfahrener alter Pilger wie ich aber nicht, ich leide lieber ein bisschen...
Letzter Blick zurück nach Porto
Ich nähere mich dem Meer

Schade irgendwie, dass alles so Nebel verhangen ist.
Endlich am Meer
Könnte aus irgendeinem Gruselfilm sein, alles so düster hier.

Am ersten Tag geht es alles dem Meer entlang
Siegessäule
 
Der Weg wurde wirklich sehr schön angelegt und es sind viele Spaziergänger und Jogger unterwegs

Samstag, 26. September 2015

26.09.2015 Porto

So nun bin ich also in Porto und versuche mich in einer Stadt zurecht zu finden wo ich einfach nur Bahnhof verstehe. Portugiesisch ist für mich ein unverständliches Genuschel. Ich habe versucht nach dem Supermarkt zu fragen aber wenn Sie mir den Weg erklären verstehe ich rein gar nichts. Habe es aufgegeben, bin ziemlich frustriert eine Pizza essen gegangen. Nur war das leider keine Pizza sondern eine Käsebombe! Habe nur die Hälfe geschafft und habe dazu noch Bauchschmerzen. Das fängt ja richtig gut an mein Abenteuer auf dem Camino Portugues. Habe mich schon lange nicht mehr so verloren und fremd gefühlt. Ich sitze jetzt in der Pensao Franca und da ist es auch leicht komisch. Wenn man rein will muss man läuten und dann wird man von der Familie gemustert wenn man hoch kommt. Die haben ihre Sofas und Sitzgelegenheiten rund um das Treppenhaus gestellt, damit sie immer gut sehen wer da die Treppe hoch kommt. Aber wahrscheinlich liegt es an mir. Bin noch nicht wirklich hier angekommen und es kommt mir alles komisch und fremd vor. Für morgen habe ich einen Liter Wasser, Brot, 2 Aepfel und 2 Müesliriegel von zu Hause. Mehr konnte ich leider nicht auftreiben, muss unbedingt Portugiesch lernen...
Probiere mich gerade aufzuraffen um noch einen Spaziergang in Porto zu machen aber die Pizza liegt so schwer in meinem Bauch. Ich habe es noch nicht mal geschafft ein Foto zu machen dabei soll es hier ja sehr schön sein. Es liegt aber eine Nebeldecke über der schönen Stadt vielleicht entgeht mir deshalb alles.
Ok, Porto ist wunderschön. Komme gerade zurück von meinem Abendpaziergang. Habe mir die Altstadt von Porto angesehen, der Hammer! Mit ganz vielen kleinen Bars und Restaurants entlang des Hafens. Leider war ich nicht in der Stimmung am Wasser einen Vino Verde oder Portwein zu trinken, dafür fühle ich mich einfach zu unsicher heute. Habe es aber trotzdem genossen durch die Altstadt zu flanieren. Heute ist mir einfach sehr bewusst, dass ich alleine bin und fühle mich schlecht dabei. Was wahrscheinlich mit den vielen Touristen zusammenhängt. Aber solche Dinge muss man einfach durchstehen, vor allem am Anfang eines Caminos. Denn etwas ist so sicher wie das Amen in der Kirche, Dinge ändern sich, Gefühle und Zustände auch. Morgen ist ein neuer Tag. Den Supermarkt habe ich auch endlich gefunden auf dem Weg zur Pensao Franca. Nur brauchte ich nichts mehr, da ich meinen Proviant in ca. 5 verschiedenen kleinen Läden zusammengekauft habe. 
So ich werde jetzt noch duschen, den Reiseführer studieren und dann versuchen in dieser Lärmbude eine Mütze Schlaf zu bekommen. Es kann nur besser werden, bin ganz zuversichtlich. Gehabt euch wohl.
Ribeira

Ribeira, das historische Flussufer in der Altstadt am Rio Douro

Die Kathedrale von Porto