Heute habe ich die Schweiz verlassen und da es eine grüne Grenze war habe ich es nicht einmal bemerkt. Da war zwar ein Schlagbaum aber es war nichts angeschrieben. Nun bin ich also wieder im schönen Frankreich und in meiner ersten Gîte d'étape. Bin hier mit 2 Pilgern aus Bayern und wir sitzen in der Sonne und trinken unser Feierabend-Bier und geniessen das Nichtstun. Mein Schlafplatz für Morgenabend in Chaumont ist auch schon reserviert und somit gibt es für mich nichts mehr anderes zu tun als Tagebuch zu schreiben und auf das Nachtessen zu warten.
Habe heute nur eine kurze Etappe gemacht, hätte noch bis zum Mont Sion weiterlaufen können aber dann hätte ich wieder im Hotel übernachten müssen und das wollte ich nicht. Hatte genug Hotels in der Schweiz, es reicht! Muss mein Portemonnaie schonen. Es ist sehr schön hier und ich bin einfach glücklich andere Pilger zu treffen und nicht alleine zu sein. Die Gîte ist bis auf die letzte Matratze ausgebucht!
Morgen geht es weiter nach Chaumont, das ist dann etwas weiter aber ich bin ja jetzt langsam richtig gut eingelaufen und somit sollte das kein Problem sein. Freue mich darauf in Frankreich zu laufen, habe bis jetzt nur gute Erfahrungen in diesem Land gemacht.
Valencogne, 14.5.2008 (21 km)
Bellegarde, 17.5.2008 (22 km)
Clonas sur Varèze, 18.5.2008 (21 km)
La Croix Sainte Blandine, 19.5.2008 (22 km)
Les Setoux, 20.5.2008 (27 km)
St. Julien Chapteuil, 22.5.2008 (26 km)
Le Puy-en-Velay, 23.5.2008 (18.5 km)
Le Puy, 24.5.2008
Le Puy, 25.5.2008
Chaumont, 9.5.2008 (23.5 km)
Puuhhh!
War ganz schön anstrengend heute, vor allem das letzte Stück ging noch
steil bergauf nachdem ich vorher alles runter gelaufen bin. Als ich den
Hohlweg runter lief hat mich eine junge Frau auf einem Pferd überholt
und mich gefragt wo ich hin wolle. Ich habe gemeint nach Chaumont worauf
sie mich entsetzt angeschaut und gemeint hat das wäre aber noch
ziemlich weit und vor allem steil. Fand ich ziemlich aufbauend in diesem
Moment und ich war auch ziemlich fertig als ich oben angekommen bin.
Seit
Genf ist es vorbei mit dem Alleinsein auf dem Pilgerweg. Hatte mich
eigentlich darauf eingestellt, dass es bis Le Puy einsam weitergeht und
dann kommt alles anders als man denkt. Wahrscheinlich habe ich es mir
innerlich so sehr gewünscht Gesellschaft zu haben, dass Gott ein
Nachsehen mit mir hatte. Die Gîte heute ist sehr rustikal und einfach
und kostet dementsprechend auch nur 7 Euro. Dafür dürfen wir uns im
Restaurant auf ein gutes Nachtessen freuen. Ausser Wolfgang und Irene,
den 2 Bayern von gestern, sind auch noch Andrina und René aus Genf da
und es ist von Anfang an sehr lustig mit ihnen.
Morgen
werde ich zum ersten und bestimmt nicht zu letzten Mal ohne Frühstück
loslaufen. Hoffe, dass es in Frangy dann den ersten Kaffee gibt. In
Frangy werde ich dann auch meinen Proviant aufstocken müssen, da über
Pfingsten wahrscheinlich alles zu ist.
Les Côtes, 10.5.2008 (17 km)
Sitze
auf der Terasse der Herberge in Les Côtes und brate in der Sonne und
das im Mai. Habe gerade gehört, dass hier ein Klima herrscht wie in der
Provence. Das merkt man...;-).
Ich bin übrigens zur
Direktionssekretärin ernannt worden, da ich immer die Etappen plane und
für alle anrufe und reserviere. Gestern hatten wir es total lustig in
unserem Rustico, René hat uns alle zum Lachen gebracht mit seinen
Sprüchen. Es tut so gut wieder einmal mit anderen Menschen zusammen zu
sein. Die meisten werde ich wahrscheinlich bis Le Puy immer wieder
sehen.
Die heutige Etappe war kurz und das einzige was
mich schmerzt ist meine linke Ferse aber wenn die Etappen nicht zu lang
sind geht es. Die Vorstellung ein ganzes Land zu Fuss zu durchqueren ist
schon wahnsinnig. Habe heute ausgerechnet, dass ich für 150 m 200
Schritte machen muss. Für 1 km sind es dann 1133 Schritte, 10 km 11'330,
100 km 113'300, 1000 km 1'133'000, 2000 km 2'266'000. Bis ich in
Santiago ankomme habe ich ca. 2.5 Millionen Schritte gemacht, wenn das
nicht verrückt ist.
Chanaz, 11.5.2008 (24 km)
Liege
im Bett im Hotel du Canal von Chanaz und bin total müde. Meine Füsse
schmerzen und es erstaunt mich immer wieder, dass am nächsten Morgen die
Schmerzen weg sind und ich wieder laufen kann. St. Jacques muss nachts
wohl Ueberstunden machen um alle Pilger zu pflegen.
Bin
wieder mit Andrina und René zusammengetroffen, ein sehr symphatisches
älteres Paar. Er ist 71 und sie 60 aber beide topfit. Sie laufen bis Le
Puy und seit Chaumont begegnen wir uns immer wieder.
Als
ich vor Chanaz am Campingplatz vorbei wollte sah ich von weitem René
winken und mir zurufen ich solle mich beeilen. Sie hatten auf dem
Campingplatz ein Bungalow gefunden und für mich hätte es sogar ein
eigenes Zimmer gehabt. Habe mich total gefreut, der Bungalow war sehr
schön mit einer Veranda davor und Blick auf den Kanal. Ich hatte mich
gerade in meinem Zimmerchen eingerichtet und wollte eine Dusche nehmen
als die Madame vom Campingplatz vorbeikam und uns mitteilte, dass sie
sich geirrt hatte und der Bungalow doch nicht frei wäre. Da hiess es mal
wieder loslassen und meine 7 Sachen zusammenpacken. Es wäre ja auch zu
schön gewesen um wahr zu sein. René und Andrina habe sich direkt zum
Hotel Canal begeben und ich habe mich auf den Weg gemacht um die Gîte
rural mit diesem unfreundlichen Gastgeber zu finden welchen ich am Tag
zuvor angerufen habe um ein Bett zu reservieren. Die Herberge war
ausserhalb von Chanaz und ich musste noch ca. 20 Min. hochlaufen. Als
ich sie dann endlich gefunden hatte wollte der Monsieur nichts mehr von
meiner Reservation wissen und meinte er hätte kein Zimmer frei.
Irgendwie passte dies ja zu diesem unfreundlichen AL. Muss ein richtiger
Pilgerhasser sein und mein Reiseführer scheint recht damit zu haben,
dass Chanaz nicht sehr Pilgerfreundlich ist. Dann bin ich wieder zurück
ins Dorf, eine Frau gegenüber der Gîte rural hatte mir gesagt dass es
noch eine andere Herberge gibt nur war da leider niemand zu Hause. Bin
dann völlig entnervt ins Hotel du Canal und habe mir ein überteuertes
Zimmer für 50 Euro gemietet. Das Zimmer war nicht einmal schön aber in
dem Moment wollte ich einfach nur ein Bett und mich ausruhen.
Netterweise haben sie mir das Frühstück geschenkt.
Anschliessend
bin ich mit Andrina und René Essen gegangen und jetzt bin ich totmüde
und liege in meinem Hotelbett. Was für ein Tag und irgendwie bin ich ja
trotzdem dankbar, dass ich nicht bei diesem unfreundlichen Gastgeber
gelandet bin.
Yenne, 12.05.2008 (16 km)
Wunderschöne Bergetappe aber einfach zu faul um Tagebuch zu schreiben. Haben uns in einem grossen Zelt auf dem Campingplatz kurz vor Yenne einquartiert. Sieht ein bisschen aus wie ein Feldlazarret. Der Campingplatz liegt direkt am Fluss. Jetzt gehen wir nach Yenne etwas essen. Bis bald.
St. Genix, 13.5.2008 (24 km)
Yenne, 12.05.2008 (16 km)
Wunderschöne Bergetappe aber einfach zu faul um Tagebuch zu schreiben. Haben uns in einem grossen Zelt auf dem Campingplatz kurz vor Yenne einquartiert. Sieht ein bisschen aus wie ein Feldlazarret. Der Campingplatz liegt direkt am Fluss. Jetzt gehen wir nach Yenne etwas essen. Bis bald.
St. Genix, 13.5.2008 (24 km)
Heute
war eine wunderschöne wenn auch anstrengende Bergetappe. Bin auf dem
Campingplatz in einem Bungalow mit Andrina und es ist wunderschön hier.
Meine Füsse schmerzen mal wieder endlos, vor allem die letzten 8 km von
St. Maurice runter ins Tal waren sehr anstrengend.
René
musste heute nach Hause zurückfahren da er starke Schmerzen im Knie
hatte nach der gestrigen Bergetappe wo es auch steil hinunter ging.
Gestern in Yenne waren wir auch auf dem Campingplatz in einem grossen
Zelt mit ca. 10 Betten. Wir hatten das ganze Zelt für uns alleine. Der
Zeltplatz liegt direkt am Fluss und ist sehr schön gelegen am Rande der
Stadt. Wir haben uns dann noch total überessen und ich bin mit einem
richtigen Kugelbauch ins Bett. Habe beschlossen abends nicht mehr soviel
zu Essen, vielleicht ist dies auch ein Grund warum ich so schlecht
schlafe.
Anne und Dominique, 2 Schweizerinnen aus der
Nähe von Genf, standen auch unvermittelt hier auf dem Zeltplatz von St.
Genix. Eigentlich wollten sie ja in St. Maurice bei Monsieur Revel
übernachten. Im Outdoor Reiseführer steht er sei eine interessante
Persönlichkeit; er ist ein ehemaliger Pfarrer und hat eine eigene kleine
Kapelle. Die beiden sind auf jeden Fall um 17.00 da geflüchtet und ca.
um 19.30 hier angekommen. Diese Gîte von Monsieur Revel sei ein völliges
Bordell und völlig verdreckt laut Anne und Dominique. Es stand noch das
Geschirr vom Frühstück rum. Zuerst haben sie Zeit damit verbracht das
Bad zu putzen aber plötzlich haben sie es da nicht mehr ausgehalten und
sind geflüchtet. Wir sind dann noch alle zusammen auf der Veranda
gesessen und haben ein Bierchen getrunken. Habe mich daran erinnert,
dass mir Silvie ja eine kleine Pilgerapotheke mitgegeben hat. Dies ist
eine kleine Dose mit Tarotkarten für Pilger und die Sprüche sollen
speziell in schwierigen Situationen helfen. Jeder von uns hat dann eine
Karte gezogen und für jeden war es genau die richtige. Bei mir hiess es
Pilgern heisst mit den Füssen zu beten; wenn ich die Schmerzen in meinen
Füssen spüre muss ich unendlich viel gebetet haben. Dann sind Anne und
Dominique sichtlich müde von den Strapazen zu ihrem Bungalow
geschlichen.
Wir haben uns heute Abend ein
Fertigsüppchen gekocht und ich habe meine Notration, den Teigwarensalat,
gegessen. Wir hatten einfach keine Lust ins Restaurant zu gehen und uns
wieder zu überessen. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass ich einen
riesigen Bauch habe! Muss wohl das tägliche Feierabendbier und das Essen
"wie Gott in Frankreich" sein.
Heute
war wieder ein sehr schöner und heisser Tag. Ueberhaupt habe ich bisher
wahnsinniges Glück mit dem Wetter. Ich musste meine Regenpellerine
bisher nicht ein einziges Mal auspacken.
Heute sind wir
in einem Acceuil Jacquaire untergekommen. Dies ist eine spezielle Art
von Unterkunft welche es nur auf dem Weg von Genf bis Le Puy gibt. Die
Vereinigung der Acceuil Jacquaire wurde gegründet da es auf dem Weg
nicht genug Gîtes gab. Die Unterkünfte sind immer bei privaten Leuten
und dann kann es schon mal sein, dass man in einem Schloss übernachtet,
in einem wunderschönen Landhaus oder auf dem Bauernhof. Man kriegt ein
Bett und isst mit den Gastgebern und am Ende gibt mann eine Spende.
Jeder gibt das was er will und kann wahrscheinlich ein bisschen ähnlich
wie das Donativo in Spanien. Schon schön, dass es sowas gibt für die
Pilger. Wir haben beschlossen 20 Euro zu geben (10 fürs Essen und 10 für
die Übernachtung).
Heute habe ich eine Lektion in
Vertrauen erhalten. Wir haben für heute Abend nichts reserviert. Ich
habe dreimal versucht in der Gîte anzurufen aber es hat niemand
abgenommen. Diese Herberge war dann auch geschlossen als wir hier
angekommen sind. Innerlich habe ich schon gedacht, dass ich es jetzt
wieder so mache wie ich es gewohnt bin nämlich am Abend vorher
anzurufen. Andrina ist da viel entspannter und sagte dass St. Jacques
uns bereits irgendwo ein Bett reserviert hat. Ja und sie hatte recht.
Bei der Kirche sind wir bei Bernard Berlioz und seiner Frau gelandet
welche für uns diese Uebernachtungsmöglichkeit organisiert hat. Wir sind
auf einem Bauernhof 2 km ausserhalb von Valencogne und wir wurden mit
dem Auto abgeholt und das beste ist, dass wir morgen früh auch wieder
hierher zurückgebracht werden.
Nichts zum schlafen zu
finden und draussen übernachten zu müssen ist nach wie vor meine grösste
Angst und ich wünsche mir dieses Vertrauen und diesen Glauben zu haben
immer ein Bett zu finden. Heute Abend kann ich auch nicht reservieren da
ich kein Netz habe. Werde morgen also schon wieder vertrauen müssen...
Gott scheint mir täglich meine Lektionen zu geben. Ich wünsche mir,
soviel Vertrauen zu haben, dass ich einfach planlos drauf loslaufen kann
ohne mir Gedanken machen zu müssen wo ich übernachten werde. Ich möchte
die Kontrolle abgeben und darauf vertrauen, dass Gott mir jeden Abend
ein Bett sucht. Ob ich wohl je an diesen Punkt gelangen werde? Bis
Spanien muss ich das schaffen denn dann kann man eh nicht mehr
reservieren.
Die Tage vergehen wie im Fluge, ich bin
nun schon seit 3 Wochen unterwegs. Heute habe ich eine Karte gezogen und
da hiess es: Laufe langsam, denn du kommst doch nur immer wieder bei
dir selber an. Wie weise diese Karten doch sind.
Das
Nachtessen mit unseren Gastgebern war sehr schön und wir haben viel
gelacht. Der Monsieur hat uns 3 verschiedene Chartreuse, ein Likör aus
Eisenkraut, versuchen lassen und die Stimmung war dementsprechend
angeheitert.
La Frette, 15.5.2008 (22 km)
Heute
hatten wir seit langem etwas Regen aber nicht genug um die
Regenpellerine auszupacken. Ich habe eine weitere Lektion in Sachen
Vertrauen erhalten. Wir haben wieder nichts reserviert und gegen Abend
wurde ich ziemlich unruhig und nervös. Ich habe mich immer wieder
gefragt, ob ich dies wirklich Gott überlassen kann für mich ein Bett zu
finden. Ist dieser Kerl denn wirklich zuverlässig oder sollte ich es
nicht doch besser selber in die Hand nehmen? Im Dorf vor La Frette haben
wir nichts zum Übernachten gefunden und sind dann weitergelaufen. In La
Frette standen wir vor dem Hotel Les Voyageurs und es sah ziemlich
geschlossen aus. Die Fensterläden waren zu und die Haustür war
verschlossen. Ich sagte gerade zu Andrina, dass ich ab Morgen wieder
reservieren werde und ich diese Unsicherheit satt hätte und in diesem
Moment ging die Türe vom Hotel auf und eine alte Dame hat uns freundlich
reingebeten. Ich war so froh, nicht weiterlaufen zu müssen und ein Bett
zu haben. Gott hat das mal wieder richtig gut hingekriegt, vielleicht
macht er es ja wirklich besser wie ich. Er hat mir Andrina geschickt
damit ich lerne die Kontrolle loszulassen und zu vertrauen.
Im
Hotel haben wir mit René und Jean-Claude zu Abend gegessen. Jean-Claude
ist von Genf aus gestartet und will auch den ganzen Weg bis Santiago
laufen. Bin froh, dass es noch andere Spinner gibt...;-). Er hat uns
soviele Geschichten erzählt welche ihm auf dem Weg von Genf bis hierher
wiederfahren sind. Zum Beispiel von Gastgebern welche nicht mit ihm
gesprochen haben oder Betten die völlig durchnässt waren. Dann war da
ein Deutscher namens Uwe der so laut geschnarcht hat, dass er mitten in
der Nacht aus dem Zimmer geflüchtet ist. Im Flur hat er dann ein altes
Bett gefunden und als er sich hingelegt hat, hat es gekracht und er lag
mit seinem Hinterteil auf dem Boden. Wir haben total gelacht und ich
habe mich gefragt, warum mir nicht solche Sachen passieren.
Wahrscheinlich ist es so, dass jeder andere Lektionen zu lernen hat auf
dem Camino...;-). Meine Themen sind ganz klar Vertrauen finden,
Kontrolle loslassen und einen Zugang zu Gott finden.
Faramans, 16.5.2008 (18 km)
Ich
bin mal wieder im Paradies gelandet...! Wir sind in einer Gîte etwas
ausserhalb von Faramans. Das Haus liegt in einem wunderschönen Garten
und es riecht nach Rosen. Als wir hier ankamen haben wir gedacht, dass
es das wohl nicht sein kann, dies ist sicher privat. Da war ein Glocke
mit einem Seilzug welche wir dann auch betätigt haben woraufhin ein sehr
symphatischer Mann herauskam. Wir haben ganz schüchtern gefragt ob er
Zimmer vermiete und ob man hier übernachten könne? Woraufhin er gemeint
hat ja dies sei die Herberge und er hätte uns schon erwartet. Bevor wir
hier herausgelaufen sind haben wir nämlich schnell angerufen. Ausser der
Gîte gibt es noch so kleine Blockhütten wie im Wilden Westen. Alle
total liebevoll eingerichtet. Zu meinen Füssen liegt ein wundervoller
Cocker Spaniel, im Paradies ist halt auch alles schön.
Habe
ein wenig Mühe mit meinen Füssen, habe Krämpfe in der Fusssohle, sehr
unangenehm. Muss vielleicht mehr Magnesium essen. Hoffe, dass meine
Füsse morgen wieder mitmachen.
Morgen darf ich mal
wieder entspannen denn wir haben die Übernachtung schon reserviert in
einem Acceuil Jacquaire. Gott gibt mir eine kleine Pause...;-).
Heute
haben wir La Côte St. André erreicht und somit schon die Hälfte der Via
Gebennensis hinter uns. Es ist wirklich eine sehr schöne Strecke und
ich kann sie allen nur empfehlen.
Heute
Abend ist noch ein beleibter Deutscher keuchend hier aufgetaucht. Nach
der Beschreibung von Jean-Claude waren wir uns ziemlich sicher, dass es
sich um den schnarchenden Uwe handelt. Er hat uns gefragt was die Nacht
hier kostet und ich habe ihn dann diskret auf die günstigen Blockhütten
aufmerksam gemacht. Er ist dann Gott sei Dank in die Blockhütte gegangen
und ward nicht mehr gesehen. Der Monsieur musste ihm noch 3 grosse
Flaschen Bier bringen. Ich hoffe nur, dass die Blockhütte morgen noch
steht und Uwe sie nicht über Nacht zersägt hat...;-).
Bellegarde, 17.5.2008 (22 km)
Heute
Morgen um 4.00 hat es angefangen zu regnen und zwar in strömen. Ich lag
im Bett, habe das Prasseln des Regens gehört und mich noch tiefer in
meinen Schlafsack gekuschelt. Am Morgen hatten wir Mühe aufzustehen und
auch das Packen des Rucksacks ging nicht so flott voran wie sonst. Wir
mussten uns zum ersten Mal in unsere Pellerine zwängen und ich hatte
ziemliche Wiederstände raus in den Regen zu gehen. Wir sind dann zurück
nach Faramans gelaufen und haben uns zuerst einmal einen Kaffee und 2
Croissants gegönnt. Dann haben wir uns gut gelaunt in den Regen gestürzt
und sind zügig los marschiert. In Pommier haben wir uns zum Trocknen in
die Kirche gesetzt und dann hat es für einen kurzen Moment aufgehört zu
regnen. Wir mussten vielen riesigen Pfützen auf dem Weg ausweichen und
irgendwann fühlten sich meine Füsse auch nicht mehr trocken an. Die Kühe
an welchen wir vorbeigekommen sind haben uns angeschaut wie wenn wir
total bescheuert wären bei diesem Wetter raus zu gehen. Sie haben nicht
unrecht...;-).
In Revel Tourdan konnten wir nach 7 km
am Stück endlich mal wieder Pause machen. Der Regen hatte aufgehört und
es gab einen schönen Picknickplatz mit Tischen und Bänken wo es schon
fast trocken war. Dort haben wir dann noch Markus aus Bern getroffen
welcher ziemlich unmotiviert durch die Gegend lief. Er wusste noch nicht
wie weit er gehen würde da ihm zur Zeit etwas die Motivation fehlt. Er
hat sich auch kaum auf seinen Camino vorbereiten können und war dann
fast etwas überrumpelt als er loslief. Also ich hatte genug Zeit nämlich
1.5 Jahre...;-). Im wunderschönen mittelalterlichen Dorf von Revel
Tourdan hat uns Markus dann noch zum Kaffee eingeladen.
Dann
ging es immer weiter und gegen Schluss war ich schon am Ende meiner
Kräfte und dann hat Andrina mich noch in die falsche Richtung geführt
aber ich hätte halt selber nachschauen sollen. Meine innere Stimme hatte
mich schon länger gewarnt, dass wir in die falsche Richung laufen. Bei
der Kapelle oberhalb von Bellegarde habe ich dann endlich meine Karte
gezückt und genauer angeschaut und dann war schnell klar, dass wir
umkehren mussten. Ich bin dann ziemlich sauer und schnell den ganzen Weg
wieder zurück gelaufen. Um 18.00 Uhr sind wir dann endlich angekommen
in dem wunderschönen Landhaus in Bellegarde-Poussieu. Danielle die
Gastgeberin, ist uns mit dem Auto entgegen gefahren weil sie uns schon
vermisst hat. Ich war fix und fertig und meine Füsse fühlten sich an wie
Brei.
Jetzt haben wir sehr gut gegessen bei Danielle
und André und die Strapazen des heutigen Tages sind schnell wieder
vergessen. Diese Acceuil Jacquaire sind schon sehr speziell und die
Gastgeber sind alle sehr nett und gastfreundlich. Es hat etwas sehr
persönliches wenn man in ihr Haus eingeladen wird, ein leckeres Essen
serviert bekommt und mit den Gastgebern am Tisch sitzt. Es ist mal
wieder ein traumhaft schönes Haus mit riesigem Garten und wunderschöner
Aussicht auf die Berge.
So es ist 22.00 Uhr und ich
will nur noch eines nämlich ins Bett auch wenn ich in letzter Zeit
wieder sehr schlecht schlafe. Werde meinen Outdoor-Führer hier lassen da
ich ihn nicht sehr gut finde. Mit dem gelben Heft von der Association
Rhône-Alpes und dem Topo-Guide bin ich hingegen sehr zufrieden.
Clonas sur Varèze, 18.5.2008 (21 km)
Heute war eine einfache Etappe und ich bin sie zum grössten Teil
alleine gelaufen. Es hat gut getan wieder einmal alleine unterwegs zu
sein. Andrina ist sehr nett aber sie redet einfach zuviel. Vor allem
Morgens laufe ich gerne in Stille und zuviel reden lenkt mich einfach
ab.
Letzte Nacht haben die Vögel die ganze Nacht ein
Konzert abgehalten. Habe das noch nie erlebt, bei uns hören die Vögel
bald nach Sonnenuntergang auf zu singen aber hier ging es die ganze
Nacht munter weiter. Irgendwann musste ich dann die Ohropax reintun weil
ich einfach nicht einschlafen konnte bei dem Lärm...;-).
Wir
sind heute ca. um 9.00 Uhr los und schon bald habe ich mich über das
Gerede von Andrina genervt. Wir haben dann René und Jean-Claude
getroffen und sind dann mit ihnen ein Stück zusammen gelaufen. In St.
Maurice Surieux wollte Andrina noch eine Kirche besichtigen und ich
hatte keine Lust auf sight seeing und bin weitergelaufen. Habe dann noch
Markus aus Bern getroffen und bin mit ihm ein Stück gemeinsam gelaufen.
Da er sehr gross ist und lange Beine hat war ich sehr schnell
unterwegs. Konnte das Tempo aber nicht sehr lange mithalten und habe
dann Pause gemacht und Markus ziehen lassen. Ich hatte aber alle anderen
abgehängt und war von da an alleine unterwegs.
In
Clonas sur Varèze hat mich Andrina schon erwartet (keine Ahnung wo sie
mich überholt hat) und fast vorwurfsvoll gefragt warum ich nicht auf sie
gewartet habe. Von dem Moment an war mir klar, dass ich wieder alleine
weiter möchte und keine Lust mehr habe mit Andrina zu laufen. Ich bin zu
Hause alleine gestartet und manchmal ist es schön wenn man eine
zeitlang mit jemandem gehen kann aber ich habe keine Lust auf irgendeine
Art von Zweierkiste wo man dann immer aufeinander warten muss.
Unser
Gastgeber Daniel, wohnt in einem wunderschönen Haus welches er selber
entworfen hat, mit einer einmaligen Aussicht auf das Tal und die Berge
welche wir Morgen überqueren werden. Eine junge Österreicherin namens
Agnes, welche in Klagenfurt gestartet ist, ist auch hier. Sie hat das
Bett auf einer Empore oben und nun will sie ihren schweren Rucksack da
hinauf bugsieren. Was sie alles so mit sich rumschleppt...;-).
Heute
Morgen sind Andrina, Agnes und ich von Clonas gemeinsam aufgebrochen.
Monsieur Daniel war gar nicht zufrieden mit den 15 Euro welche wir ihm
gegeben haben. Scheinbar war dies zu wenig aber er war auch nicht so
nett und herzlich wie die anderen. Er war nicht wirklich an uns
interessiert und die Unterhaltung beim Abendessen war eher verhalten.
Agnes
ist schon seit 2 Monaten unterwegs. Sie ist die dritte Langzeitpilgerin
welche ich bis jetzt angetroffen habe. Wir waren uns auf Anhieb sehr
sympathisch.
Heute Abend sind wir in einer Jurte auf
ca. 700 m. Es ist ganz schön frisch und ich hoffe, dass wir heute Nacht
nicht frieren werden und mein Schlafsack warm genug ist. Die Kälte kommt
so richtig vom Boden durch die Matratze.
Habe mich
auch heute wieder von Andrina abgesetzt und war zum Teil alleine, mit
Agnes und mit Jean-Claude und René unterwegs. Ich sollte mit Andrina
reden, dass es für mich nicht mehr stimmt mit ihr zu laufen aber bis
jetzt habe ich den richtigen Zeitpunkt noch nicht gefunden. Ja und wie
man weiss bin ich nicht gerade ein Hirsch wenn es darum geht mich
abzugrenzen...
Ansonsten war es eine wunderschöne
Etappe heute und auch das Wetter hat gehalten. Hoffe, dass es auch
Morgen noch so bleibt. Möchte Morgen bis Les Setoux kommen und dies sind
ca. 27 km. Für mich ist das immer noch eine sehr lange Etappe, mal
schauen ob es klappt.
Agnes kommt aus Graz und ist
wirklich sehr nett und wir verstehen uns sehr gut. Irgendwie eine
verwandte Seele. Hoffe, dass ich sie noch öfters antreffen werde bis
Santiago. Sie ist auch ein Grund warum ich es bis Les Setoux schaffen
möchte Morgen...;-).
Jean-Claude hat mich gefragt, ob
ich ab Le Puy mit ihm zusammen laufen möchte, da René da aufhört aber
ich möchte lieber alleine weiter. Bin viel mehr bei mir und im jetzigen
Moment wenn ich alleine laufe. Zu zweit verbrauche ich zuviel Energie
mit Reden und verlaufe mich auch eher da ich immer abgelenkt bin. Möchte
mich auch nicht verpflichtet fühlen und gemeinsam Etappen planen. Dies
ist mein Camino und ich möchte ihn so laufen wie ich will ohne mich
Absprechen zu müssen.
Heute Abend sind Frank und Sylvie
unsere Gastgeber und wir Frauen sitzen nur am Tisch, trinken selbst
gemachten Sirup und himmeln Frank an. Er ist SEHR attraktiv und offen,
nur hat er leider eine Frau und die ist zudem auch sehr nett. Leider
gibt es erst um 20.00 Uhr Abendessen hoffe, dass ich bis dann nicht
verhungert bin. Vor dem Essen machen wir noch einen Spaziergang zum
Croix Sainte Blandine welches auf einem Hügel steht. Agnes und ich
klettern auf das Kreuz hoch und geniessen die schöne Rundumsicht. Dann
sehen wir Stefan, der Pilger welcher ohne Geld unterwegs ist, mit seinem
Kamerateam ankommen und wollen schnell die Flucht ergreifen, da wir
keine Lust haben gefilmt zu werden. Stefan will hier sein Zelt
aufstellen und die Nacht verbringen. Wir werden später nochmals
vorbeikommen um ihn ein bisschen zu erschrecken...;-).
Vor dem Essen spielen wir noch eine Runde Dart und ich bin wirklich sehr schlecht und verliere haushoch.
Das
Essen mit Frank und Sylvie war sehr gut und wir haben uns bestens
unterhalten. Frank ist daran das Haus umzubauen und ab nächstem Jahr
wird es hier eine wunderschöne Gîte geben. Wir sind noch zu früh dran
aber die Yurte ist auch einzigartig!
Nach dem Essen
gehen Agnes und ich nochmal zum Kreuz und wir heulen wie die Wölfe um
Stefan zu erschrecken aber er ist gar nicht zu Hause. Wahrscheinlich ist
er mit dem Kamerateam Essen gegangen (nehme an sie haben ihn
eingeladen). Wir klettern nochmals zum Kreuz hoch und sitzen einfach in
Stille beisammen. Schön, dass es Pilger gibt mit welchen man das kann.
Dann sehen wir plötzlich Scheinwerfer und ein Auto kommen. Stefan ist
zurück mit seinem Kamerateam und wir ergreifen mal wieder die
Flucht...;-).
Les Setoux, 20.5.2008 (27 km)
Heute
war eine Riesenetappe und ich habe nach genau 4 Wochen meine erste
Blase am grossen Zeh! Dies musste gleich fotografiert und dokumentiert
werden. Endlich kommt mein erstes Compeedpflaster zum Einsatz...;-). Im
Grossen und Ganzen ist es aber recht gut gelaufen. Ich laufe wieder
alleine und in meinem eigenen Rhythmus und treffe Andrina nur noch
selten und manchmal abends in der Gîte und das ist gut so.
Hier
in Les Setoux ist es saukalt, immerhin liegt das Dorf auf knapp 1200 m.
Liege eingemummelt in meinem Schlafsack um nicht zu erfrieren bis es
Abendessen gibt. Der Herbergsvater ist gerade vorbeigekommen und hat die
Heizungen eingeschaltet. VIELEN DANK AUCH!!!
Am
Freitag bin ich bereits in Le Puy und es gibt Gerüchte, dass schon alles
ausgebucht sein soll. Habe deshalb die erste Nacht im Acceuil St.
François reserviert vor allem auch weil ich am Wochenende ankomme.
Ich
freue mich auf Le Puy, dies ist bereits das dritte Mal, dass ich diese
Stadt besuche und sie wird immer etwas spezielles für mich bleiben.
Dieses Mal werde ich den Kreuzgang besichtigen und zur Notre Dame du Puy
hinaufsteigen, dann habe ich alles besichtigt in Le Puy.
Jetzt
bin ich bereits seit 4 Wochen unterwegs und bald habe ich das erste
Drittel meines Caminos geschafft. Die Zeit vergeht wie im Fluge und ich
habe noch gar keine Lust in Santiago anzukommen. Bin froh, dass das Ziel
noch weit entfernt ist. Ich möchte es in vollen Zügen geniessen und
jeden Moment auskosten. Ich glaube kaum, dass ich nochmals von zu Hause
aus Richtung Santiago starten werde. Ich bin so glücklich, dass ich den
Mut hatte diesen Camino zu gehen. Es ist ein riesiges Geschenk!
Ab
Le Puy werde ich dann hoffentlich auch jüngere Pilger treffen. Im
Moment bin ich mit meinen 47 Jahren praktisch immer die Jüngste. Auf dem
Teilstück von Genf nach Le Puy sind vor allem Rentner unterwegs, keine
Ahnung woran das liegt.
Auf dem Weg zum Abendessen
begegne ich Contin, ein Franzose welcher auch zu Hause gestartet ist. Er
schläft bei dieser Kälte draussen vor der Kapelle. Das ist richtig
Hardcore, nichts für mich ich bin nämlich ein Weichei...;-). Ich liebe
warme Zimmer und Daunenschlafsäcke.
Hier im Schlafsaal
sind schon alle im Bett nur ich schreibe noch mit meiner Frontallampe in
meinem Tagebuch. Agnes kommt gerade von ihrem Spazierganz zurück und
benutzt auch ihre Frontallampe. Ganz schön praktisch dieses Ding!
Es
war sehr anstrengend Heute und das letzte Stück bin ich nur noch
geschlichen aber trotzdem bin ich sehr stolz auf mich. Langsam bin ich
richtig fit und kann auch längere Etappen laufen wenn auch nicht alle
Tage. Meine linke Ferse schmerzt noch immer aber am nächsten Tag geht es
immer wieder. Schmerz scheint mein ständiger Begleiter zu sein auf dem
Camino.
Stefan schläft heute auch in der Gîte. Er ist
den Camino letztes Jahr schon gelaufen und wollte dieses Jahr
ausprobieren ob es auch ohne Geld geht. Das Kamerateam kommt auch gerade
in den Schlafsaal um zu filmen wie er auf dem Bett liegt. Wir stellen
viele dumme Fragen und lachen viel. Dummerweise kann er kein Französisch
und dann muss er immer andere Pilger fragen welche für ihn Übersetzen
wenn es darum geht wo er schlafen kann. Er probiert irgendwie seine
Dienste anzubieten damit er gratis übernachten kann. Ehrlich gesagt
reisst sich niemand darum für ihn zu Übersetzen. Ich könnte das nicht
ohne Geld unterwegs sein und ständig andere Leute um Hilfe fragen.
Wahrscheinlich ist das aber eine gute Übung denn sicherlich macht das
einem demütig wenn man immer um Hilfe fragen muss.
Tence, 21.5.2008 (26 km)
Heute
bin ich um 8.15 in Les Setoux los. Es war ziemlich kalt und windig. Ab
und zu hat die Sonne geschienen aber es war vor allem kalt. Bis
Montfaucon ist es eigentlich ganz gut gelaufen. Als ich da ankam taten
mir aber schon die Füsse ziemlich weh. Habe dann eine Stunde Pause
gemacht und ein Sandwich gegessen. Nachher kam ich fast nicht mehr in
die Gänge. Unterwegs habe ich dann noch meine Blase aufgestochen und ein
Compeedpflaster daraufgeklebt. Ich habe es singend und betend trotz
meiner schmerzenden Füsse bis Tence geschafft.
Bin mit
Agnes in einem Acceuil Jacquaire und wir haben beide ein eigenes Zimmer
bekommen. Luxus pur! In der Yurte war es zu kalt und die Gastgeber haben
uns dringend davon abgeraten. Es brauchte nicht viel um uns zu
überzeugen uns in ein richtiges Bett zu legen...;-).
Dominique
und Laurent sind in meinem Alter und haben 4 erwachsene Kinder zw. 16
und 23 Jahren. Zusätzlich haben sie noch Yasmina aufgenommen, eine
41-jährige Algerierin aus schwierigen familiären Verhältnissen mit
psychischen Störungen. Die Franzosen scheinen wirklich keine
Nachwuchsprobleme zu haben, hier sind kinderreiche Familien immer noch
sehr häufig. Der Abend war nett wenn auch anstrengend. Nach dem Gehen
ist man manchmal so müde und hat eigentlich gar keine Lust mehr sich zu
unterhalten und Konversation zu machen. Man würde sich am liebsten
einfach nur ins Bett legen... aber man kann die Gastgeber auch nicht vor
den Kopf stossen.
Übermorgen bin ich in Le Puy. Vor Le
Puy gibt es einen Aussichtspunkt den Montjoie, wie der Monte de Gozo in
Spanien, wo man die Stadt zum ersten Mal sieht. Freue mich riesig
darauf.
St. Julien Chapteuil, 22.5.2008 (26 km)
Schon
wieder so eine lange Etappe aber meine Füsse tun nicht gar so weh wie
gestern. Es war ein sehr schöner Tag und ich bin wieder ganz alleine
gelaufen.
Morgen
werde ich früh aufstehen und zeitig loslaufen. Es sind zwar nur 18 km
bis Le Puy aber wenn ich schon am frühen Nachmittag ankomme habe ich
noch viel Zeit einige Dinge zu erledigen. Freue mich darauf im Acceuil
St. François ankommen zu können.
Le Puy-en-Velay, 23.5.2008 (18.5 km)
Bin
im Acceuil St. François und fühle mich zum ersten Mal seit langem
wieder etwas verloren. Ein wichtiger Wegabschnitt ist zu Ende gegangen
und ein neuer Weg beginnt. Es ist wie wenn man wieder von vorne beginnen
würde. Es ist auch nicht einfach Ruhetage einzulegen wenn alle anderen
weiterziehen oder nach Hause fahren. Agnes wird morgen schon
weitergehen, leider, hoffe sie aber irgendwann wiederzusehen. Ich fühle
mich aber sehr müde und meine Füsse haben auch eine längere Pause
verdient. Werde Samstag und Sonntag in Le Puy bleiben und erst am Montag
Richtung St. Privat d'Allier aufbrechen.
Habe mir
heute Trekkingsandalen gekauft und meine Turnschuhe werde ich Morgen
nach Hause schicken. Leider ist das Paket welches ich gekauft habe zu
klein und es passen nur gerade die Schuhe rein. Meine Reiseführer werde
ich wohl dalassen müssen.
Muss mich erst noch an die
Sandalen gewöhnen und dies ist auf dem Kopsteinpflaster in Le Puy gar
nicht so einfach. Fühle mich wie auf Eiern...;-).
Heute
Morgen habe ich mir einen Kaffee und ein Croissant in der Bar gegönnt
bevor ich in St. Julien Chapteuil gestartet bin. Bin dann ganz
beschwingt Richtung Le Puy losgelaufen. Vom Montjoie aus habe ich
tatsächlich zum ersten Mal Le Puy gesehen und dann waren es aber immer
noch 8 km bis man endlich in der Kathedrale ist. Es war wunderschönes
Wetter und die Aussicht war den ganzen Tag grandios.
Dieses
Mal war ich nicht so aufgelöst wie das letzte Mal als ich hier in Le
Puy angekommen bin aber es ist trotzdem sehr schön hier zu sein. Ich bin
vor allem unheimlich stolz auf mich habe jetzt nämlich schon 630 km
zurückgelegt...;-). Würde eigentlich noch gerne raus gehen und meine
Mitpilger suchen aber ich bin einfach zu müde. Morgen muss ich bis 8.30
das Zimmer verlassen. Werde meinen Rucksack hier lassen, da ich erst ab
15.00 Uhr in den Relais St. Jacques kann.
Le Puy, 24.5.2008
Heute
beim Frühstück habe ich Michael getroffen welcher auch im Acceuil
Jacquaire in Valencogne war. Haben uns darüber ausgetauscht wie
schwierig Ruhetage sein können und dass man teilweise in ein richtiges
Loch fällt aber für die Erholung des Körpers sind solche Tage wichtig.
Dann musste er auf den Zug welchen ihn zurück nach Deutschland bringt.
Er wird den Weg wahrscheinlich in einem Jahr fortsetzen. Als ich die
Gîte verlassen wollte habe ich Konstantin und Michael getroffen. Dies
sind zwei total süsse Berner welche ich zum ersten Mal kurz nach Clonas
sur Varèze getroffen habe. Sie wollen ein Jahr unterwegs sein und sich
mit Musik (Didgeridou) etwas Geld verdienen. Sie werden auch nicht nur
dem Jakobsweg folgen denn sie wollen auch nach Barcelona. Bin mit ihnen
ins Tam Tam gegangen, eine Bar mit Internet wo man auch frühstücken
kann. Agnes konnten wir übrigens auch noch überzeugen in Le Puy zu
bleiben und mit uns auszuhängen. Wollte hier eigentlich meinen Blog
aktualisieren und habe dann festgestellt, dass ich nicht mehr reinkomme.
Habe es 100 mal probiert und sogar Benutzerwort und Passwort in ein
Textfile geschrieben aber es hat einfach nicht geklappt. Habe es dann
völlig entnervt aufgegeben. Scheinbar war meine e-mail Adresse nicht
mehr gültig weil ich mein Cablecom-Abo gekündigt hatte. Habe den Blog
losgelassen und beschlossen, dass es einfach nicht sein soll. Wenn ich
ehrlich bin hat es mich auch gestresst immer ein Internet zu suchen und
von der französischen Tastatur reden wir schon gar nicht, denn die
treibt einem zum Wahnsinn. Ja und ich will ganz bestimmt keinen Stress
auf meinem Camino!
Abends sind wir dann alle zusammen
Essen gegangen. Zuerst haben Agnes und ich noch bei strömendem Regen auf
Michael und Konstantin gewartet aber sie kamen und kamen nicht. Habe
dann beschlossen schon mal ins Restaurant zu gehen da ich um 22.00 Uhr
im Relais St. Jacques sein musste weil sie um diese Zeit die Türen
schliessen.
Nach dem Essen bin ich zusammen mit Elke
nach Hause gelaufen und wir haben den Weg fast nicht mehr gefunden, da
die Kathedrale geschlossen war. Habe es dann aber doch kurz vor 22.00
zurück in die Gîte geschafft. Bin freudig hereingestürmt und wurde
gleich mit einem dreifachen Psssssssst empfangen. Oje, war ich mal
wieder zu laut. Habe dann beschlossen am nächsten Tag nochmals
umzuziehen nämlich ins Grand Seminaire, da kann man rein und raus wie
man will und muss sich an keine Sperrstunde halten.
Das
Dortoire hier ist sehr speziell, es besteht aus kleinen Kabinen mit
einem Vorhang davor. Frauen und Männer sind in getrennten Räumen. Hat
irgendwie etwas von einem Lazarett. Die Luft im Schlafsaal ist schier
gestanden und es hat gestunken. Leider konnte ich kein Bett am Fenster
ergattern, das tue ich meistens wenn es irgendwie geht. Habe nämlich
festgestellt, dass die meisten am liebsten mit geschlossenem Fenster
schlafen und da kriege ich die Krise. Ich brauche Luft zum atmen! Zudem
hat eine der Frauen geschnarcht wie ein Weltmeister! Habe mich dann aufs
Bett gelegt, eine Schlaftablette genommen und mit meinem i-Pod Ekhart
Tolle gehört. Als ich müde wurde; Ohropax rein und schlafen.
Le Puy, 25.5.2008
Heute
stand ich um 8.00 Uhr morgens schon wieder auf der Strasse und bin bei
Wind und Regen im ausgestorbenen Le Puy herumgeirrt. Zuerst habe ich
noch meinen Rucksack ins Grand Seminaire reingeschmuggelt. Agnes hat mir
am Abend vorher den Code der Eingangstüre mitgeteilt. Am Sonntag ist
hier alles zu vor allem die Bars waren nicht offen damit man einen
Kaffee hätte trinken können. Bin dann später wieder ins Grand Seminair
zurückgegangen und habe im Esssaal Michael, Konstantin und Agnes
getroffen. Habe mit ihnen zusammen gefrühstückt und dann auch gleich ein
Zimmer bekommen. Musste Gott sei Dank nicht bis 16.00 Uhr warten, dann
macht die Herberge nämlich offiziell auf, bei diesem Sauwetter! Hätte
echt nicht gewusst was ich bis 16.00 Uhr machen soll. Ich habe ein
riesiges Zimmer mit einem Doppelbett bekommen und die anderen waren alle
ganz neidisch. Es sind dann auch alle immer wieder zu mir rübergekommen
und das war richtig schön. Agnes hat uns allen eine Shiatsu-Sitzung
gegeben und dies war ein wunderbares Geschenk. Habe mich danach wie
neugeboren gefühlt. Sie macht das richtig toll! Werde sie dann mal zum
Essen einladen als Gegenleistung, wenn sie mir nicht schon bald davon
läuft. Denn sie läuft eigentlich grössere Etappen wie ich. Sie ist
wirklich total sympathisch und wir hatten von Anfang an einen guten
Draht miteinander. Hoffe, dass sie mir noch eine zeitlang erhalten
bleibt.
Michael und Konstantin werden Morgen Richtung
Arles weiterziehen und Agnes und ich nehmen die Via Podiensis. Wir
werden heute Abend im Grand Seminaire zu Abend essen und anschliessend
noch zusammen mit Elke was trinken gehen.
1 Kommentar:
Schön wieder von Dir zu hören.
Bin sehr gespannt, wie es Dir in den Folgeetappen ab Mitte Mai in Frankreich und Spanien erging?
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