"Ich bin dankbar für diesen Weg. Er lehrt mich wieder offener zu sein, aufmerksamer zu hören und zu spüren"
Diese lieben Menschen vom Hotel haben mir das Fruehstueck heute Morgen auf den Tisch gestellt damit ich frueh los konnte. Normalerweise gibt es naemlich erst um 8.30 Fruehstueck und das ist mir zu spaet. Sie haben mir sogar noch extra ein Bocadillo con jamon zum mitnehmen bereitgestellt. Ich haette heulen koennen vor Dankbarkeit, es waere sonst naemlich mal wieder ziemlich knapp geworden mit dem Proviant. Habe dann noch einen Zettel hinterlassen und mich bedankt.
Geregnet hat es heute Gott sei Dank nicht mehr aber es war windig, kalt und alles noch ziemlich nass und aufgeweicht. Der Camino gestaltete sich mal wieder abenteuerlich und ging einmal mehr ein Flussbett hinunter. Teilweise ist man nur mit akrobatischen Einlagen oder Klettertouren weitergekommen. Endlich kam ein breiterer Weg und ich glaubte schon das schlimmste hinter mir zu haben aber leider war dem nicht so. Jetzt kam naemlich ein richtiger Schlammpfad wo vorher eine Herde Schafe daruebergelaufen war. Ich hatte solche Stollen unter den Sohlen, dass ich teilweise fast nicht weiterlaufen konnte und staendig ausgerutscht bin. Habe staendig versucht diesen Lehm von meinen Schuhen zu entfernen aber es war natuerlich hoffnungslos. Ich haette mal wieder auf der Strasse laufen sollen. Weiss nicht warum ich immer so eine Abneigung gegen asphaltierte Strassen habe....
Hatte gehofft in Sta. Cilia da Jaca einen Kaffee zu bekommen aber die Bar hatte leider zu.
Irgendwann bekam ich dann so den Koller, fuehlte mich so einsam und verlassen, dass ich bitterlich habe angefangen zu weinen. Die Traenen sind mir nur so heruntergelaufen und die Autos sind an mir vorbeigefahren. Hatte das Gefuehl, dass es niemanden kuemmert wie es mir geht. Meine Familie nicht und meine Freunde auch nicht, die lesen ja nicht einmal meinen Blog. Hatte das Gefuehl von niemandem unterstuezt zu werden und wenn ich gestern in einen Abgrund gestuerzt waere, wen haette es gekuemmert. Da habe ich eine Stimme in mir gehoert und die hat gesagt "mich kuemmerts" und in dem Moment bin ich durch einen Wald gekommen und da standen ganz viele kleine Steinmännchen welche Pilger hinterlassen hatten. Soviele habe ich glaube ich nicht einmal auf dem Camino Frances gesehen, da gibt es ja auch so eine Stelle. Mitten im Weg war ein riesiges Herz aus Steinen und daneben stand Harrou und war am fotografieren. Da stand ich nun voellig verheult, mitten in diesen Steinmännchen und total gluecklich diesem, mir doch eigentlich voellig fremden Japanaer, zu begegnen. Ich dachte wenn mich in diesem Moment jemand verstehen kann dann ist es er, er der den gleichen Camino duro gemacht hat gestern wie ich. Es hat so gut getan ihn zu treffen und mich mit ihm zu unterhalten. Er hat mich dann gefragt, ob er mich fotografieren duerfe und da war ich schon wieder am Strahlen. Die ganze Traurigkeit und das heulende Elend waren wie weggeblasen. Diese kleine Begegnung hat gereicht, um meinen Tag zu retten und ich bin dann wie ein Schmetterling weitergelaufen.
Es ist wirklich so auf diesem Weg, man kriegt immer genau das wo man braucht und es kommt immer voellig unerwartet.
Habe heute nur 17 km gemacht sozusagen ein Ruhetag und bin in der Albergue von Arres untergekommen. Dieser Ort hier hat eine tolle Athmosphaere und eine grandiose Aussicht.
So jetzt gibt es dann bald zu essen, Harrou ist auch hier, er wollte auch keine 20 km mehr laufen. Die 2 Damen in San Juan de la Pena haben ihn uebrigens mit dem Auto mitgenommen als ihre Schicht an der Kasse vorbei war. Tia, haette vielleicht doch noch etwas laenger warten sollen aber dann haette ich das tolle Hotel in Santa Cruz verpasst, die lieben Menschen und die tolle Aussicht.
Übernachtung: Tolle Albergue donativo mit gemeinsamem Abendessen, nicht verpassen! Und dann diese Aussicht von Arres...;-), Wahnsinn!!! Einziger Wermutstropfen war, dass ich in der Nacht fast keine Luft bekam weil das Fenster und die Tür zu war. Aber man kann halt nicht alles haben.
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