"Wanderer, deine Spuren sind der Weg, und nichts weiter"
Muss die anderen zwei Tage ein anderes Mal nachtragen. Der Computer ist jetzt gerade frei und ich habe mein Tagebuch gerade nicht mit. Ich habe total Muehe aus dem Kopf zusammenzutragen was an den letzten beiden Tagen gelaufen ist. Mein Kopf bringt alles durcheinander zudem ist es hier sehr laut in der Albergue. Ja die ruhigen Zeiten sind jetzt endgültig vorbei, ich bin wieder auf dem Camino Frances. Der Camino Aragones war da geradezu beschaulich...;-). Ich muss zugeben, dass ich mich erst wieder an die vielen lauten Menschen gewöhnen muss. Als ich 2008 in Roncesvalles angekommen bin habe ich 3 Tage gebraucht um mich an Spanien und die vielen Pilger zu gewoehnen. Dieses Mal braucht es wohl nicht so lange weil ich das Ganze ja schon kenne.
Heute Morgen in der Albergue von Obanos habe ich schon einmal einen Vorgeschmack bekommen was es heisst wieder auf dem Hauptweg zu sein. Eine Gruppe aelterer Russen ist heute Morgen schon um 4.30 aufgestanden und hat ca. 1/2 - 1 Std. gebraucht um ihre Rucksaecke zu packen. Sie haben die ganze Zeit mit der Stirnlampe rumgezuendet und mit Tueten geraschelt ohne Ende. Beinahe waere ich aufgestanden und haette etwas gesagt aber dann habe ich einfach die Ohrstoepsel wieder rein gemacht und die Decke ueber den Kopf gezogen. Bloede Anfaenger habe ich nur gedacht, man kann ja den Rucksack auch am Abend vorher vorbereiten wenn man so frueh los will. Ich brauche keine 10 Minuten wenn es sein muss. Na ja aber dennoch ich muss einfach wieder loslassen. So ist es ab jetzt einfach wieder...
In Puente la Reina musste ich erst einmal lachen als ich die ganzen Pilger gesehen habe mit ihren ueberdimensionalen Rucksaecken und was noch alles daran rumhaengt. Beim einen haengen die Schuhe noch am Rucksack, beim anderen der Schlafsack, der naechste hat noch die Waeschen zum trocknen daran. Schon lustig, habe das schon lange nicht mehr gesehen.
Habe mir in Puente la Reina erst einmal einen guten heissen Cafe con leche gegoennt und ein Schoggibroetchen. Dann bin ich los voller Erwartungen, dass ich ja jetzt auf einem Weg laufe den ich schon gegangen bin. Auf diesem kurzen Stueck ist mir berreits aufgefallen wieviel die Spanier schon wieder verbessert haben am Camino. Das Wegstück nach Puente la Reina, wo man etwas abenteuerlich ein Tal hinaufklettern musste, ziert jetzt ein 2.5 m breiter gekiester Weg. Man kann ganz gemaehlich hoch laufen und es ist weniger anstrengend als ich es in Erinnerung habe. Beim Doerfchen vor Cirauqui, ich glaube es heisst Maneru, wird der Platz wo der Wasserbrunnen war gerade voellig neu gestaltet oder sie bauen etwas anderes hin. 2008 habe ich da voellig von der Hitze erschoepft meinen heissen Kopf unters kalte Wasser gehalten. Heute war es nicht so anstrengend und heiss da noch am Morgen.
In Cirauqui habe ich laenger Pause gemacht. Ich liebe dieses pittoreske Staedtchen auf dem Huegel. Letztes Mal habe ich ja hier in der tollen privaten Albergue bei der Kirche uebernachtet. Habe mich in die Kirche gesetzt und da lief total schoene Musik, mir sind gleich die Traenen runtergelaufen so hat es mich beruehrt. Nicht nur die Musik sondern wieder hier in Cirauqui in der Kirche zu sitzen. Konnte mich fast nicht loesen von diesem Ort und habe noch einen Kaffee getrunken und ein Croissant gegessen. Irgendwann musste ich mich dann doch losreissen da ich ja noch weiter wollte heute. Fuer mich einer der ganz speziellen Orte am Camino...
Dann wurde es langsam richtig heiss. Ich kann mich gar nicht erinnern wann ich den letzten heissen Tag hatte. Waren das die ersten zwei? Das ist verdammt lange her, hatte nicht gerade Glueck mit dem Wetter aber irgendwie hat es mich nur selten gestoert. Zum laufen ist es ja fast noch angenehmer wenn es nicht all zu heiss ist. Trotzdem habe ich die Sonne und die Waerme genossen auf jeden Fall zunaechst noch.
In Lorca habe ich dann wieder angehalten, weil da gibt es auch die tolle Albergue und Bar mit den symphatischen Leuten. Ja und es ist immer noch toll dort, habe mich richtig wohl gefuehlt. Habe meine erste Tortilla gegessen und mein Kas Lemon wiederentdeckt. Der Senor hat mir dann noch das Wasser aufgefuellt und dann habe ich mich wieder auf den Camino gestuerzt und irgendwie habe ich es geschafft mich zu verirren. Ich muss mal die anderen fragen ob sie auch der Nationalstrasse entlang gelaufen sind. Kann mir nicht vorstellen, dass das der richtige Weg war. Irgendwann stand ich dann ziemlich verloren zwischen Autobahnzubringer und Nationalstrasse und wusste nicht mehr in welche Richtung. Da ist ein Motorradfahrer vorbeigefahren und hat mir mit der Hand die Richtung gezeigt. Das fand ich richtig nett und dann war ich wieder auf dem Weg. Bin von Lorca bis Villafuente neben der Nationalstrasse gelaufen und von da an taten mir die Fuesse richtig weh. Konnte mich an dieses Dorf gar nicht mehr erinnern, nicht mal mehr an die Bruecke die da ueber ein Fluesschen geht. Man kann eben nicht alle Eindruecke abspeichern es ist einfach zuviel was da auf einen einstuermt wenn man unterwegs ist.
Die naechste Neuerung die mir aufgefallen ist, ist dort wo die canadische Pilgerin von einem Auto ueberfahren wurde 2002, jetzt neu eine Unterfuehrung gebaut wurde. Ist mir auf jeden Fall letztes Mal noch nicht aufgefallen. Habe der Kanadierin im Stillen gedankt, dass es dank ihr jetzt hier fuer alle anderen Pilger sicherer geworden ist.
Um 15.00 Uhr bin ich in Estella angekommen und habe beschlossen hier zu bleiben. Es war mir einfach zu heiss um weiterzulaufen. Morgen ist eh frueh Tagwache und so kann ich morgen vielleicht eine groessere Etappe bis Sansol laufen. Moechte gerne in die Albergue dort falls es sie noch gibt. Leute im Forum haben davon geschwaermt.
So jetzt werde ich mir Estella ansehen und dann Essen gehen. Ist eigentlich gar nicht so haesslich hier, habe es irgendwie dunkel in Erinnerung aber vielleicht war das damals meine Stimmung.
Übernachtung: Es ist eine gute Albergue auch wenn ich nicht begeistert war da zu sein aber das lag eher an mir, da ich die vielen Pilger nicht mehr gewohnt war.
3 Kommentare:
Guten Abend,
Ich bin ganz zufällig auf Ihren Blog gestoßen, da ich mich gerade über den Jacobsweg informiere. Bis jetzt war es sehr interessant, Ihre Erfahrungen zu lesen. Aber der Ausdruck 'Eine Gruppe aelterer Russen oder sonst was Oestliches' zeigt, dass der Jacobsweg Ihnen leider nichts außer Rumlauferei und schöne Fotos gebracht hat... Schade!
Besten Gruss,
'was Östliches, aber nicht russisches'
Naja, und bei Ihnen scheint es so, daß sie vielleicht auf dem Jakobsweg etwas sehr wichtiges lernen könnten - und zwar Toleranz gegenüber Ihren Mitmenschen. In Worten und Taten! Ich wünsche Ihnen alles Gute (und vielleicht weniger überzogene Bemerkungen!)
Ein Pilger aus dem Nahen Osten!!
Ich glaube Toleranz würde uns allen gut tun. Falls ich jemandem auf die Füsse getreten bin tut es mir leid. Ich meine damit eigentlich nur, dass ich Länder aus dem östlichen Europa von der Sprache her nicht auseinanderhalten kann.
Mit herzlichem Gruss
Françoise
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