Das war noch mal ein richtig harter Tag! Nicht von der Strecke her und auch nicht die Anzahl der Kilometer. Ich hatte die Nacht vorher kaum geschlafen. Bin um 1.30h aufgewacht und konnte dann nicht mehr einschlafen. Andrea hat neben mir seelenruhig geschnarcht und sogar die Schallmauer meiner Ohropax durchbrochen. Am nächsten Morgen war ich dementsprechend fertig und mein Blutdruck war sehr tief. Bin kaum in die Gänge gekommen. Die ersten 4km bin ich richtig geschlichen und in der ersten Bar gab es gleich mal einen Cafe con Leche. Was aber auch nicht viel genutzt hat. Es ging im gleichen Schneckentempo weiter. Es war auch nicht gerade motivierend, dass ich immer wieder in den Maßen der Tourigrinos laufen musste. So nennt man hier die Jakobswegtouristen. Der Pilgergruss ist dann nicht mehr Buen camino sondern Buen tourismo... Diese Gruppen laufen mit einem Miniruckksack und machen besonders viel Lärm mit dem hölzernen Wanderstock. Sie rauschen leichtfüßig an den Pilgern vorbei und rufen die ganze Zeit Buen camino. Außerdem haben sie Navigationsgeräte dabei, die dann immer vor sich hin labern: in 100m gehen sie nach rechts, nächste Bar/Herberge in 2km... Muss ich überhaupt erwähnen, dass ich ziemlich genervt war außerdem ist der Camino ab Sarria oder Lugo, 100km vor Santiago, idiotensicher ausgeschildert. Die Jugendgruppen hatten dann noch laute Musik. Ich glaube die Spanier mögen die Stille nicht besonders. Genug geklagt, ich hatte wirklich einen schlechten Tag eingezogen.
Erst am Monte de Gozo, nach 16km, war ich mit dem Camino und mir selber wieder versöhnt. Bei der hässlichen Statue, die zu Ehren des damaligen Papstes errichtet wurde, hatten sich alle Pilgergruppen versammelt. Ich bin einfach an ihnen vorbeigerauscht und habe die Statuen der zwei Pilger gesucht, die in die Ferne blicken und zum ersten Mal Santago erblicken. Dahin muss man noch ca. 300m laufen und ich war dort ganz alleine! Das hatte ich gebraucht nach dem ganzen Lärm des heutigen Tages. Dort saß ich dann sicher eine halbe Stunde und habe mich anschließend auf den 4.7km langen Weg nach Santiago begeben. Auf dem Platz vor der Kathedrale habe ich mich ein paar Minuten hingesetzt und bin dann ins Parador gegangen wo Andrea schon 2 Stunden vor mir angekommen ist.
Frühstück in der Bar. Sehe ziemlich fertig aus.
Dieser Stein steht 11km vor Santigo. So wie ich aussehe fühle ich mich auch, ziemlich beschi.......
Am Flughafen von Labacolla führt der Weg vorbei. Hier hängen ganz viele Holzkreuze und sonstige Sachen, die Pilger hier zurück lassen.
Schönes Muschelwegzeichen.
Ab hier war meine kleine Pilgerwelt wieder in Ordnung. Diesen wunderschönen Ort hatte ich ganz für mich alleine. Hier konnte ich mich in aller Ruhe auf meine Ankunft in Santiago vorbereiten. Die meisten wissen nichts von diesem beschaulichen Ort wo man die Kathedrale von Santiago zum ersten Mal erblickt. Ich habe 3 Caminos benötigt um diesen Ort abseits des Pilgerweges zu finden.
Man sieht bereits die Kathedrale.
Von links: Ich, Andrea, Stiene und Lissa vor der Kathedrale.
Lecker, ist aber nur ein Teil von dem was wir gegessen haben. Ich hatte noch einen Spieß mit Shrimps und Lachs. Mmmh...
Mein Outdoor Führer und der Schlüssel auf dem Bett des Paradors.
Morgen trennen sich unsere Wege. Stiene wird in 3 Tagen nach Finisterre laufen, Andrea bleibt in Santiago, Lissa und ich nehmen den Bus nach Muxia.