Basel, 1. September 2007
Habe beschlossen, meine Anreise nach Conques aufzuteilen. Werde zuerst nach Paris fahren, mit dem TGV dauert das nur 3.5 Std. Um 11.00 Uhr werde ich in Paris sein und habe dann den ganzen Tag um die Stadt zu geniessen. Abends gehe ich dann noch in die Buddha Bar wenn ich dazu Lust habe und werde auf meine nächste Pilgerreise anstossen. Am nächsten Tag fahre ich dann bis Conques wo ich zu einer christlichen Zeit nämlich um 15.30 Uhr ankommen werde. Die ganze Reise an einem Tag ist einfach zu lang und Conques ist einfach zu schön um erst nachts anzukommen.
Basel, 15. September 2007
Also, es gibt eine kleine Programmänderung: Ich werde jetzt in Figeac starten, da ich in Moissac Christian treffen werde und wir so noch 4 Tage zusammen bis Condom laufen können. Ich starte nun 2 Etappen nach Conques, ist nicht weiter schlimm, da ich nächstes Jahr sowieso den ganzen Camino laufen werde und dann all die Etappen welche ich ausgelassen habe nachholen kann...;-).
Mein Programm sieht jetzt so aus, dass ich am 29.9. den Nachtzug nach Figeac nehme. Ich werde um 5.45 morgens in Figeac ankommen. Am Nachmittag werde ich dann noch eine kürzere Etappe laufen damit ich am nächsten Tag nicht gleich mit einer Mammutetappe starten muss.
Heute in 2 Wochen geht es wieder los und ich freue mich schon riesig. Ich bin mittlerweile so gut organisiert, dass ich nur noch meine Packliste ausdrucken und die Sachen ergänzen muss welche fehlen.
Ich bin gespannt, ob mich die Zweifel und Ängste auch dieses Mal wieder packen werden aber mittlerweile weiss ich, dass man am besten nicht auf seinen Verstand hört und einfach einen Schritt nach dem anderen macht.
Basel, 22. September 2007
Heute in einer Woche um diese Zeit bin ich in Paris wo ich um 22.30 den Nachtzug nach Figeac besteigen werde. Ich habe ein Bett im Liegewagen reserviert, d.h. Ohropax rein, Schlaftablette schmeissen und durchschlafen bis zum nächsten Morgen. Ausgiebiges Frühstück in Figeac, Stadtbesichtigung, evt. noch Proviant einkaufen und dann geht es los.
Bis jetzt überwiegt die Vorfreude und es sind noch gar keine Ängste hochgekommen. Bin ja auch langsam ein alter Hase...;-), schliesslich ist dies schon mein dritter kleiner Camino! Auch weiss ich gar nicht vor was ich eigentlich Angst haben soll. Dieser Camino wird bestimmt nicht einsam werden wie der letzte, schliesslich laufe ich wieder auf der Via Podiensis. Wobei das Laufen in der Einsamkeit sehr schön war, wenn auch manchmal ein Härtetest.
Im Zug von Basel nach Paris, 29. September 2007
Sitze im Zug nach Strassburg wo ich den TGV nach Paris nehmen werde. Wie immer gehen mir ganz viele Gedanken durch den Kopf. Ängste suche ich vergebens, Gott sei Dank, dafür ist da viel Vorfreude aber auch Unsicherheit was mich wohl auf diesem Weg erwarten wird. Der erste Schritt ist doch auch immer ein Schritt ins Ungewisse wobei ich bis jetzt ja noch keinen Schritt gemacht habe da ich bequem in Zug sitze und zu meinem Startpunkt fahre. Das nächste Mal wenn ich mich auf den Jakobsweg begeben werde, werde ich den ersten Schritt wirklich vor meiner Haustür setzen. Dies wird denn auch ein ganz spezieller Moment sein. Aber jetzt will ich mal nicht vorgreifen, denn zuerst steht die Etappe von Figeac nach Condom an. Ich freue mich total wieder auf die Via Podiensis zurückzukehren und andere Pilger zu treffen. Hoffe ich jedenfalls man weiss ja nie vielleicht grassiert ja in Frankreich das Pilgersterben wenn ich unterwegs bin...;-). Spätestens in Moissac werder ich ja Christian treffen.
Von Strassburg bis Paris sind es noch knapp 2.5 Std. mit dem TGV. Früher brauchte man von Basel nach Paris mit der schnellsten Verbindung ca. 5 Std. Heute ist man in 3.5 Std. in Paris. Ist schon klasse muss ich sagen. Da lohnt sich das Fliegen ja kaum noch vor allem wenn man Flugangst hat wie ich.
In Paris ist mir gleich mal der i-Pod auf den Boden gedonnert aber er funktioniert noch! Habe viele Hörspiele aufgenommen die ich dann Abends hören kann. Diese Idee ist mir bei meiner letzten einsamen Wanderung von Cluny nach Le Puy gekommen, wo ich mich abends mit niemandem unterhalten konnte. Jetzt kann ich zumindest spannende Geschichten hören.
In Paris bin ich mit der Metro zum Bahnhof Austerlitz gefahren. Es war schon nach 22.00 Uhr und in der Metro hatte es nur dunkle Gestalten, ein bisschen mulmig war mir schon und ich war froh, als ich aussteigen konnte. Jetzt sitze ich hier in einer Bar und trinke ein völlig überteuertes Bier aber man gönnt sich ja sonst nichts...;-). Der Bahnhof von Austerlitz ist schon speziell, richtig schön alt sogar die Züge sehen irgendwie alt aus. Es hat ein Gruppe von jungen Leuten in militärischer Uniform. Die französische Uniform ist ja richtig schick wenn ich es mit der von den Schweizern vergleiche. Ich sehe auch Frauen darunter, scheinbar machen die hier auch Militärdienst. Um 23.00 fährt mein Zug, habe eine Couchette reserviert und hoffe, schlafen zu können.
Bin in einem Abteil voller Männer untergekommen aber das stört mich nicht weiter, da ich ja meine Ohrstöpsel dabei habe und von dem evt. Schnarchkonzert nichts mitkriegen werde. Mache mein Bett, gehe noch schnell aufs Klo und dann ab ins Bett. Die Liege ist etwas hart aber es wird schon gehen. Nehme noch eine Schlaftablette und hoffe auf eine kurze und erholsame Nacht.
Figeac, 30. September 2007
War schon komisch um 5.45 hier in Figeac anzukommen es fühlt sich an wie mitten in der Nacht. Es ist Sonntag, die Stadt schläft noch und ich laufe durch die leeren Gassen auf der Suche nach einem Kaffee. Immerhin habe ich schon eine Bäckerei gefunden welche offen hat und bin daher schon zu meinem ersten Croissant gekommen. Auf der gegenüberliegenden Seite soll es ein Restaurant geben welches um 7.00 öffnen soll aber im Moment sitze ich gut hier und habe eine schöne Aussicht über die schlafende Stadt. Um 7.30 fängt es an hell zu werden und ich mache mich auf die Suche nach meinem wohlverdienten Kaffee. Das Restaurant hat auch wirklich schon offen, nur ist es total voll mit einer Reisegruppe und ich habe so früh am Morgen keine Lust auf so viele Menschen. Beschliesse mir ein ruhigeres Plätzchen zu suchen. Werde dann fündig auf der anderen Seite der Célébrücke in einem Hotel. Jetzt wird erstmal ausgiebig gefrühstückt und dann geht es los auf meiner ersten Etappe.
Pech Ibert (Camping Halbpension € 30), 30. September 2007
Hatte heute keinen guten Tag. Das Wetter war schön und windig aber ich war einfach total übermüdet von meiner schlaflosen Nacht im Zug. Habe in Faycelles, einem wunderschönen Ort, im La Forge zu Mittag gegessen. Es gab Salat und Fisch, war total lecker und natürlich viel zu viel. Meine Pilgerseele brauchte ein bisschen Zuwendung und Nahrung nach diesem schwierigen Start. Mir sind auch schon die ersten Pilger begegnet, ein Paar aus Frankreich, bin halt wieder auf der Via Podiensis...;-).
Es ist richtig stürmisch heute Abend, bin ja mal gespannt, was mich Morgen erwartet. Normalerweise kriege ich ja das schlechte Wetter am ersten Tag. Schlechtes Wetter war heute aber nur in meinem Kopf.
Gaillac (Gîte € 18 mit Frühstück), 1. Oktober 2007
Am Morgen bin ich leichtfüssig und bester Laune gestartet. Die Sonne war gerade aufgegangen und hat die Nebelfelder vertrieben. Ich liebe diese Stimmung am Morgen, es ist einfach die schönste Zeit! Während dem Laufen haben sich dann nochmals ein paar Ängste und Sorgen bemerkbar gemacht aber die habe ich einfach weggewischt. Nach 10 Stunden Schlaf haben die keine Chance!
Varaire, (Gîte les Marronniers, Halbpension € 29), 2. Oktober 2007
Sitze in der Sonne, massiere meine Füsse und trinke Tee welcher mir eine Pilgerin angeboten hat. Heute Abend bin ich in einer Gîte volle Leute! Dies ist für mich direkt ein grosses Ereignis. Die ersten zwei Nächte war ich völlig alleine. Es tut gut zu reden, zu lachen und überhaupt sich mit anderen Menschen auszutauschen. Man trifft in Frankreich vor allem Wandergruppen und nur wenig Pilger. Hier ist aber ein Pilger aus Winterthur und er ist richtig froh, wieder einmal Schweizerdeutsch reden zu können. Er hat den ganzen Weg von Winterthur bis hierher gemacht aber in Etappen. Er macht pro Tag locker 30 - 40 km, und ernährt sich tagsüber von dem was er so am Weg vorfindet. Glaube nicht, dass ich ihn wiedersehen werde, bei diesem Tempo kann ich kaum mithalten.
Bin wieder viel durch Eichenwälder gelaufen, es war sehr schön heute aber auch heiss. In Limogne wollte ich mir wieder einmal etwas gutes tun und habe im Rince Cochon (?), welches mir empfohlen wurde, zu Mittag gegessen. Es gab Cassoulet was ein Bohneneintopf mit Speck und Würsten ist. Das Essen ist mir schwer aufgelegen und danach ging fast nichts mehr. Ich habe für die restlichen 7 km fast 3 Stunden gebraucht! Hätte mich am liebsten hingelegt und geschlafen. Habe mich nur mühsam dahin geschleppt und musste mich immer wieder hinsetzen. Von jetzt an werde ich nie mehr zu Mittag essen!!! Wie heisst es so schön? Sag niemals nie oder so ähnlich? Na, wir werden ja sehen.
Le Pech (Gîte Halbpension € 26), 3. Oktober 2007
Die heutige Etappe war sehr leicht, da es vor allem auf guten Wegen geradeaus ging und keine nennenswerten Steigungen zu bewältigen waren.
Nach dem Essen holt Jean-Marie seine Mundharmonika hervor und wir probieren zusammen zu singen. Nicht so einfach wenn man den Text nicht kennt. Draussen hört man einen Kauz, der tönt wie wenn man einen Blasebalg betätigen würde. Wir wissen nur, dass es sich um einen Kauz handelt, da die Madame der Gîte es uns gesagt hat. Tönt fast etwas unheimlich...
Teile mein Zimmer mit den beiden Lyonesen, welche am Abend vorher schon alles zusammen packen, da sie am nächsten Tag in aller Früh los wollen und mich nicht wecken wollen. Das nenne ich rücksichtsvolle Pilger...;-)! Ich weiss es zu schätzen.
Cahors (Maison du Pélérin, Übernachtung mit Frühstück € 15), 4. Oktober 2007
Um 15.00 hat der Gìte La Maison du Pélérin aufgemacht welcher total neu ist, wurde erst im August eröffnet. Ist sehr zu empfehlen, es hat eine gute Küche mit Geschirrspüler, Waschmaschine und Trockner. Habe mal wieder meine Kleider gründlich in der Waschmaschine gewaschen, der reinste Luxus wenn man nicht von Hand waschen muss.
Die 2 kauzigen Engländer sind immer noch hier, scheinbar hat es in dieser Stadt genügend Bars und Restaurants...;-). Sie werden Morgen auch bis Lascabanes weiterlaufen. Kann man ja nur hoffen, dass nicht zu viele Steine im Weg liegen...;-).
Heute Abend werde ich in der Gîte kochen und Essen, diese wunderschöne Küche muss man einfach ausnützen.
Lascabanes (Gîte communal, Halbpension € 28), 5. Oktober 2007
Dafür war das Abendessen eine Klasse für sich; einfach köstlich (hier unbedingt Halbpension einplanen!).
Habe von einem französischen Ehepaar erfahren, dass die Übernachtungsmöglichkeit im L'hospitalet gar nicht zu empfehlen ist. Die Gastgeberin sei sehr unfreundlich. Zum Frühstück gab es nur hartes Brot und als sie reklamiert haben, haben sie zur Antwort bekommen, dass andere froh wären wenn sie überhaupt Brot kriegen würden. Dies zur Info für welche die den Umweg nach l'Hospitalet vorhaben.
Christine, eine Krankenschwester, hat sich 6 Monate Auszeit genommen und macht in der Zeit den Jakobsweg. In Frankreich ist dies scheinbar nicht so ein Problem, eine Auszeit zu nehmen da Krankenschwestern sehr gesucht sind. Nach den Herbstferien wird sich dann herausstellen ob ich im Frühjahr auch eine Auszeit bekomme wenn nicht gebe ich mir selber eine...;-). Wir haben uns dann noch mit einem Glas Rotwein nach draussen gesetzt und geplaudert. Es war so richtig herbstlich kühl und neblig. Wir mussten dann noch fast durchs Fenster wieder ins Haus da die Eingangstüre schon abgeschlossen war aber ein netter Pilger hat uns doch noch reingelassen. Anschliessend habe ich mich mit meinem i-Pod ins Bett gelegt und den zwei Engländern eine Gute Nacht gewünscht. Der i-Pod bewährt sich übrigens auch, hilft nämlich auch beim Einschlafen. Der einzige Nachteil ist, dass man noch ein zusätzliches Ladegerät mitschleppen muss, mittlerweile sind es schon drei! Einer fürs Handy, einer für die Kamera und einer für den i-Pod!!!
Lauzerte (Les Figuiers, Halbpension € 26), 6. Oktober 2007
Habe von anderen gehört, dass der Gîte communal hier eine Katastrophe sei. Man hatte ohne etwas zu sagen die Kochplatte entfernt und zudem waren die Betten verwanzt!!! Auch das Hotel sei nicht zu empfehlen in Lauzerte.
Heute Morgen war es total neblig als ich in Lascabanes gestartet bin. Habe schöne Nebelaufnahmen gemacht (mit Blitz hat man lauter kleine Tropfen im Bild). Es war eine wunderschöne Stimmung in diesem Nebel zu laufen, er war nie so dicht, dass man nichts mehr gesehen hätte. Meine Haare haben sich völlig gekringelt von der Feuchtigkeit und waren voller kleiner Wassertropfen.
Vor ein paar Tagen, in Le Pech, habe ich Hortense kennen gelernt, sie kommt aus Kanada und hat vor bis St. Jean Pied de Port zu laufen. Wir sind heute immer wieder einmal ein Stück zusammen gelaufen. Sie ist dann aber noch weiter als Lauzerte. Kurz vor Lauzerte hat es ein extrem steiles Stück Weg zu bewältigen welches ich nicht bei Regen laufen möchte. Ich hatte Glück der Regen war gestern...;-) und ich bin in kleinen Serpentinen runtergelaufen (in diesen Situationen bin ich immer wieder froh einen Wanderstock zu haben).
Moissac (Moulin de Moissac, bin eingeladen..;-)), 7. Oktober 2007
Bin im Moulin de Moissac, ein ganz schickes Hotel. Als erstes habe ich mich gleich mal in die Badewanne gelegt. Was für ein Luxus für meine schmerzenden Glieder. Es hat sogar eine Nespresso Kaffemaschine, muss ich wohl nicht sagen, dass ich die auch gleich getestet habe. Um 19.30 kommt Christian an und ich bin mal gespannt wie das sein wird, schliesslich haben wir uns ein Jahr nicht gesehen. Wäre eigentlich lieber in eine Gîte und hätte ihn dann zum Essen getroffen um uns langsam wieder aneinander zu gewöhnen. Aber er hatte schon ein Hotel gebucht und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Na ja mal sehen was da auf mich zukommt.
Habe dann unter einem schönen Baum eine Rast eingelegt und etwas gegessen. Da kam eine schnatternde Frauengruppe vorbei welche ich teilweise schon in Lascabanes und Lauzerte getroffen hatte. Vor lauter Schwatzen haben sie die falsche Abzweigung genommen, nimmt mich Wunder, wann sie es gemerkt haben. Der GR war in zwei Richtungen markiert und zuerst habe ich noch gedacht, der andere Weg sei eine Variante aber eigentlich zeigte er in die Richtung von wo wir gekommen waren. Auf jeden Fall war es zu spät sie zurück zurufen sie waren schon über alle Berge. Ich verlaufe mich eher selten und wenn merke ich es ziemlich schnell da mich mein Instinkt warnt.
Auvillar, (Übernachtung mit Frühstück € 20), 8. Oktober 2007
Habe mit Christian geredet und irgendwie ist es auch gleich etwas leichter geworden. Habe dann auch wieder gemerkt, dass ich ihn ja eigentlich ganz gut mag. Haben für Morgen abgemacht, dass ich früher als er starten werde, also zu meiner normalen Zeit und er will noch auf die Post um Kleider die er nicht braucht zurückzusenden. Somit werde ich Morgen alleine starten und das ist gut so. Es ist immer gut darüber zu reden auch wenn es einem schwer fällt.
Castet Arrouy (Halbpension € 22.50), 9. Oktober 2007
Wir sind ganz alleine im Gîte communal von Castet Arrouy. Ein kleines Nest in der Gasconne. Habe heute mal wieder alle meine Kleider in der Waschmaschine gewaschen und habe jetzt bis sie trocken sind nur meinen Pyjama zum anziehen. Muss somit hier im Haus bleiben. Christian ist mit Tashi raus um zu schauen ob das Restaurant offen hat und/oder man in der Epicerie etwas einkaufen kann. Tashi ist aber wieder zurückgekommen, hat wohl heute keine Lust mehr zu laufen. In der Zwischenzeit ist aber die Betreuerin der Gîte gekommen und ich habe Tashi schnell im Zimmer eingesperrt, da Hunde hier nicht erlaubt sind.
Es hat sich dann herausgestellt, dass die Epicerie hier in der Gîte integriert ist und zwar in einem riesigen Schrank und dass es sonst hier keinen Laden gibt wo man etwas einkaufen könnte. Habe dann Christian angerufen, er solle zurückkommen. Er wollte gerade ein Taxi organisieren um nach Miradoux zurückzufahren und etwas zum Essen einzukaufen. Das Restaurant hat nämlich geschlossen. Hier in der Gîte kann man aber alles einkaufen und wir haben uns ein kleines Menü zusammengestellt. Es gab Ente mit Zwetschgen und Teigwaren, anschliessend Käse und zum Dessert ein Cornet. Fast schon ein kleines Festmahl...;-).
Ich hatte heute einen sehr guten Tag. Bin bis 15.00 alleine gelaufen und es lief sehr gut. Die letzten 5 km sind wir dann zusammengelaufen. Es war den ganzen Tag dunstig aber die Stimmung war wunderschön, wie ein Aquarellgemälde. In der Ferne hat man ein riesiges Schloss gesehen und an einer alten Burgruine bin ich auch noch vorbeigekommen. Man sieht teilweise auf dem Weg sehr schöne Gebäude und Schlossanlagen.
Morgen werden wir bis Marsolan laufen und dann entscheiden, ob wir noch bis La Romieu weitergehen. Das wären 29 km, mal sehen wie das Wetter Morgen ist. Werde versuchen um 7.30 loszulaufen, wenn möglich wieder alleine. Unvorstellbar, dass ich 29 km in Begleitung schaffe...:-). Habe nur noch zwei Tage und dann bin ich schon in Condom. Verrückt wie schnell die Zeit vergeht.
Marsolan (Halbpension € 19), 10. Oktober 2007
Na heute war ja vielleicht garstiges Wetter. Wir sind in Castet Arrouy kaum zur Gîte rausgekommen als es schon anfing zu regnen und wir uns in die Regenmontur stürzen mussten. Es hat fast ununterbrochen geregnet bis Lectoure. Es waren sehr schöne Wege nur leider ziemlich nass und windig. Man sieht immer wieder Jäger mit ihren Hunden. Oft stehen sie einfach in einem Feld und warten auf das Wild.
In Lectoure sind wir ca. um 10.45 angekommen und haben dann eine lange Pause gemacht. Es hat immer noch in Strömen geregnet und wir haben beschlossen zu Mittag zu essen und nur bis Marsolan weiterzulaufen. Ich habe mir dann noch eine Salbe gegen meine Sonnenallergie gekauft, da ich nachts angefangen habe mich wie wild zu kratzen. Das einzige was da hilft ist eine Cortisonsalbe. Um 14.45 sind wir dann endlich weiter. Es hatte aufgehört zu regnen und teilweise ist sogar die Sonne rausgekommen. Man hatte immer wieder wunderschöne Ausblicke zurück auf Lectoure.
Wir hatten Glück, dass wir hier untergekommen sind, da man zu dieser Jahreszeit besser 2 Tage im voraus reserviert. Ein Bett zu kriegen ist meistens kein Problem aber man riskiert hungrig ins Bett zu gehen wenn man nicht noch Proviant im Rucksack hat. Hier war es auch so aber die Madame hatte noch ein Stück Braten und dazu Teigwaren. Dazu hatten wir noch 2 Tomaten und 2 Aepfel und das Abendessen war gerettet.
Seit Moissac begegnen uns kaum mehr Wanderer oder Pilger nur noch Jäger. Die meisten haben wohl in Moissac aufgehört. Bin gespannt ob ich Hortense in Condom noch mal treffe da ich ja auch einen Ruhetag einlegen werde. Werde die erste Nacht mit Christian nochmal im Hotel verbringen und die zweite Nacht bei Roland Miotke in La Maison du Pélérin. Samstag Morgen werde ich dann wohl den Zug zurück in die Schweiz nehmen.
Condom, (Hotel Continental, Halbpension € 45)11. Oktober 2007
Heute war ein sehr schöner Tag. Morgens schien die Sonne und der Dunst fing an sich zu heben. Es war wunderschön und sah mal wieder aus wie auf einem Gemälde. Habe so viele Fotos gemacht, dass ich kaum mehr zum laufen kam. Der Weg war teilweise ziemlich morastig und wir hatten mal wieder Stollen unter den Schuhen. Ich musste total lachen, als ich Christian vor mir laufen sah mit den morastig braunen Wanderschuhen. Es hat ausgesehen als hätte er Elefantenfüsse...;-). Der Weg führte auch an einer Deponie vorbei und das war so ziemlich das hässlichste was mir bis jetzt auf meinen Wanderungen in Frankreich begegnet ist.
Abends haben wir dann im Restaurant sehr gut gegessen. Diese Etappe wird als meine Luxusetappe abgebucht. Habe pro Reise immer mindestens eine davon welche ich dann total geniesse.
Condom, 12. Oktober 2007
Der Abschied von Christian war etwas komisch, wahrscheinlich auch weil es nicht so ganz gelaufen ist wie Christian und ich uns das vorgestellt hatten. Es ist wirklich schwierig, am gleichen Punkt weiterzumachen wo man sich das letzte mal getrennt hat, vor allem auch, wenn man sich dazwischen ein ganzes Jahr nicht gesehen hat. Ich stehe heute ganz wo anders als damals als ich Christian zum ersten Mal getroffen habe. Damals hatte ich mich gerade von meiner letzten Beziehung getrennt und heute bin ich glücklicher Single und geniesse das Alleinsein.
Ich muss zugeben, dass es für mich sehr schwer war, vom alleine sein auf gemeinsames Laufen umzustellen. Ich musste diesen Raum welchen ich ganz für mich alleine hatte und wo ich tun und lassen konnte was ich wollte plötzlich aufgeben und wieder lernen Kompromisse einzugehen. Was mir teilweise nicht sehr gut gelungen ist. Bin wohl etwas ausser Übung...;-). Aber alles in allem war es trotzdem eine gute Erfahrung. Es hat mir wieder einmal gezeigt, wie wertvoll es ist alleine zu laufen.
Wenn ich alleine bin fühle ich mich viel mehr verbunden, mit dem Weg, mit der Natur, mit Gott, mit allen welche diesen Weg schon gelaufen sind und noch laufen werden und mit mir. Es hat dann auch eine spirituelle Dimension welche ich sofort verliere wenn jemand dabei ist. Dann bin ich abgelenkt, man redet, man ist mit seiner Energie beim anderen und nicht mehr im Moment.
Toulouse, 12. Oktober 2007
Ja ganz richtig, ich bin in Toulouse. Sitze in der gleichen Bar, draussen in der Halle, trinke Bier und schreibe Tagebuch, wie letztes Jahr nach meiner ersten Wanderung von Le Puy nach Conques. Habe ein Deja vue...;-).
Eigentlich wollte ich mir ja einen schönen faulen, freien Tag machen aber daraus ist leider nichts geworden. Wollte am Nachmittag mein Zugticket für Samstag buchen und dann hiess es ich hätte dann keinen Zug ab Toulouse. Ich musste mich schnell entscheiden und habe dann um 17.00 Uhr den Bus nach Agen genommen. Von Agen bin ich mit dem TGV nach Toulouse und nun warte ich genau wie letztes Jahr 4 Stunden bis mein Zug nach Genf fährt. Bin schon bei meinem dritten Bier und die Zeit vergeht nur sehr langsam.
Genf, 13. Oktober 2007
Hatte wieder einen Liegewagen und habe sogar recht gut geschlafen, genau wie letztes Jahr...;-). Irgendwie scheint sich da was dauernd zu wiederholen.
Sitze im Speisewagen und geniesse ein richtig gutes Frühstück mit viel Kaffee, genau wie letztes Jahr...;-) und wenn ich zu Hause ankomme werde ich als erstes ein warmes Bad nehmen, genau wie letztes Jahr...;-).
Fühle mich rundum wohl und freue mich wieder auf zu Hause. Einfach zu Hause sein!
Ja und dies ist das Ende meiner Eintragungen, denn irgendwie weiss ich gar nicht mehr was ich schreiben soll. Ich werde jetzt einfach still sein und die Zugfahrt geniessen im Speisewagen.
ULTREIA!!! Immer weiter....