Freitag, 31. August 2012

31.08.12 Buzan - Razecueillé: Märchenhaft anstrengend


Heute Morgen ist Tatiana ein Stück mit mir gelaufen um mich wieder auf den richtigen Weg zu bringen und damit ich nicht zurück ins Dorf laufen musste.
Der Weg heute war märchenhaft schön und höllisch anstrengend. Vorbei ist es mit den flachen Etappen, jetzt geht es den ganzen Tag nur noch hoch und runter. Die Etappen werden dadurch kürzer, da es einfach anstrengend ist. Heute haben mir zum ersten Mal die Füsse so richtig geschmerzt.
Habe mal wieder einen richtig tollen Gîte ganz für mich alleine. Es sind wirklich wenig Pilger unterwegs. Entweder sie laufen vor mir oder hinter mir aber nie mit mir. Fühle mich aber sehr gut und genieße die schöne Natur in vollen Zügen.
Habe mehrmals täglich das Gefühl, dass jemand eine segnende Hand ganz leicht auf meinen Kopf hält und dann erfüllt mich eine belebende Energie die meinen ganzen Körper auffüllt. Keine Ahnung was das ist aber es fühlt sich an wie eine Segnung und passiert mir eigentlich nur auf dem Jakobsweg und vor allem in Wäldern. Was immer es auch ist es erfüllt mich mit Freude und der Rucksack fühlt sich irgendwie leichter an. Ich fühle mich auf dem Weg auch nur selten alleine und irgendwie beschützt.
Da wo ich bin hat es eine Badewanne und die habe ich gleich mal benutzt und meine strapazierten Muskeln aufgeweicht. Göttlich.
Was für ein Kontrastprogramm zu gestern wobei es bei Tatiana sehr schön war aber total anders.
Weiß noch gar nicht wo ich morgen übernachten soll. Gar nicht so einfach abzuschätzen wie weit man kommt bei diesem ewige rauf und runter.
Werde mich schon bald in mein schönes Bett begeben, bin hundemüde.













Donnerstag, 30. August 2012

30.08.12 Saint-Lizier - Buzan: In der Einsiedelei


Heute war der Tag der Abkürzungen. Bin immer mal wieder Abschnitte auf der Strasse gelaufen wo der GR einen großen Umweg gemacht hat.
Als ich los bin hat es geregnet, ein Grund mehr keine große Etappe zu laufen. Dies war das erste Mal seit meinem Start. Es ist zu einem großen Temperatursturz gekommen. Mir solls recht sein, zum wandern ist es eh angenehmer wenn es nicht so heiß ist.
Kurz vor Buzan kam mein erster richtiger Anstieg. Bin ganz schön aus der Puste gekommen.
Dann musste ich noch mehrmals nach dem Weg fragen um Tatiana zu finden.
Sie lebt in einer Einsiedelei praktisch autonom an einem wunderschönen Flekchen Erde. Die Toilette ist ein Trockenklo, wo man nach jedem "Geschäft" eine handvoll Hobelspäne nach unten wirft. Riechen tut es halt wie auf dem Bauernhof. Die Dusche war im Garten und tatsächlich kalt. Tatiana hat gemeint, ich könne auch Wasser heiß machen und mich am Lavabo waschen. Was ich dann auch getan habe. Ist schon verrückt wieviel man plötzlich überlegen muss wenn man keine Dusche hat. Im Lavabo hatte es keinen Stöpsel, dann habe ich überlegt wie ich das Loch zu halten könnte bis ich das kleine Plastikbecken gesehen habe. Dann hatte ich das nächste Problem, nämlich keinen Waschlappen. Habe kurzerhand ein Geschirrtuch umfunktioniert.
Wie selbstverständlich wir doch alles nehmen. Dann ist Tatiana gekommen und hat den Ofen eingeheizt und dann wurde es richtig gemütlich in meiner Hütte. Für ins Schlafzimmer musste man die Deckentüre aufstoßen. Oben war ein total schönes Zimmer mit großem Fenster und 4 Matratzen.
Um 19.00 ist dann Tatiana mit Hortense, die seit einem Jahr in einem Häuschen oberhalb von Tatiana wohnt , mit dem Essen in mein Kämmerchen gekommen und dann haben wie alle zusammen gegessen. Es war ein richtig schöner Abend unter Pilgern. Tatiana hat den Camino bereits zweimal gemacht und ist zudem noch nach Jerusalem gelaufen.
Auf dem Camino merkt man ja auch wie wenig man eigentlich braucht um glücklich und zufrieden zu sein.
Tatiana und Hortense leben dann auch noch dieses einfache Leben und dies auf eine schöne und natürliche Art und Weise. Die beiden haben mich sehr inspiriert. Merci beaucoup.







Der Garten von Tatiana

Mittwoch, 29. August 2012

29.08.12 Clermont - Saint Lizier


Heute bin ich mal wieder in einem der schönsten Städtchen Frankreichs gelandet. Bin in einem tollen Gîte ganz alleine und habe gerade 2 Riesenteller Pasta verdrückt. Es ist toll wenn man sich ab und zu selber was brutzeln kann. Der Gîte ist im Zentrum, in der Nähe der Kirche und sehr gut eingerichtet. Bin früh angekommen, da es nur eine kurze Etappe war. Die Gegend hier ist wunderschön und die Pyrenäen kommen täglich näher.
Habe heute bemerkt, dass meine Schuhbänder der Wanderschuhe an einzelnen Stellen ziemlich durchgewetzt sind und wohl bald reißen würden. Wie es der Zufall so will, hatte es neben dem Supermarkt gerade noch ein Sportgeschäft und ich konnte sie ersetzen. Da brauch ich doch gar nicht erst anzufangen mir Sorgen zu machen.
Morgen wird wohl ein harter Tag und ich will so früh wie möglich los. Werde bei Tatiana einer Eremitin übernachten. Bin total gespannt, wie diese Frau lebt. Es soll nur kaltes Wasser geben zum duschen, Brrrrrrrr. Ich hoffe dies ist nur ein Gerücht..;-). Mehr morgen.








Saint Lizier

Kreuzgang von Saint Lizier

Dienstag, 28. August 2012

28.08.12 Montegut - Clermont: Die Leichtigkeit des Seins


Heute morgen früh um 5.30 hat es ein heftiges Gewitter gegeben und der Regen ist auf das Dach meines Wohnwagens geprasselt. Das war so laut, dass an Schlafen nicht mehr zu denken war. Eigentlich liebe ich das total, nur musste ich dringend aufs Klo und das war leider draußen. Das dringende Bedürfnis musste warten, bis der Regen sich gelegt hatte.
Heute habe ich ein paar Abkürzungen genommen, da es auf dem GR (Grand Randonnée) immer wieder unnötige Umwege gab. Bin froh, dass ich eine Karte dabei habe, so geht das relativ einfach. Habe damit jene Kilometer gespart. Schließlich bin ich Pilger und kein Wanderer.
Zudem gab es heute zum ersten Mal (!) die Möglichkeit, unterwegs einen Kaffee zu trinken. Es erstaunt mich immer wieder, wie weitläufig dieses Land ist, wie wenig Menschen man antrifft und dass man fast nie eine Bar findet wo man einen Kaffee trinken könnte.
Heute Abend bin ich in einem typischen alten (1885) Landhaus bei ehemaligen Pilgern untergekommen. Total schöne Gegend hier. Gemüse und Früchte waren alle aus dem eigenen Garten. Habe ein riesengroßes Zimmer mit eigenem Bad. Was ich auf dem Jakobsweg so liebe ist, dass man jeden Abend wo anders schläft und es jedes Mal völlig anders ist.
Jetzt bin ich so richtig drin im Pilgern und es macht total Spass. Der Anfang war schon sehr hart aber dies dauert meist nur 2-3 Tage. Die Ängste sind weg und ich fühle mich von Tag zuTag leichter und unbeschwert.








Montag, 27. August 2012

27.08.12 Pamiers - Montégut Plantaurel: Heute ganz königlich

Sag mir wo die Elfen sind, wo sind sie geblieben...?
 Heute bin ich im Château de la Hille gelandet und übernachte im Schlossgarten in einem Wohnwagen. Sitze davor und genieße die Abendsonne. Bald gibt es Nachtessen und ich bin gespannt, ob es dem Château entsprechend ist oder nicht.
Heute ist mir ein Hund gefolgt und hat Anschluss gesucht. Habe immer versucht ihn zu vertreiben aber dann ist er mir nur mit grösserem Abstand gefolgt. Man muss diese Hunde vertreiben, denn sonst finden sie nicht mehr nach Hause. Leider geht dies nur in dem man sie wegscheucht oder ihnen einen Stein hinterher wirft. Ich musste das letzte Stück des Weges der Nationalstraße entlang laufen und dieser dämliche Kerl wusste nichts besseres zu tun als mitten auf der Fahrbahn zu laufen. Erstens hat er fast Unfälle verursacht und natürlich hatte ich Angst, dass er überfahren wird. Ich bin dann in ein Feld gelaufen, habe einen Stein genommen und ihn endgültig vertrieben. Bin nur froh, dass ich ihn nicht getroffen habe. Dann hat er es endlich kapiert. Bin dann weitergelaufen bis ein Fahrer mir zugerufen und gefragt hat ob dies mein Hund wäre, der auf der Nationalstraße herum irrt. Ach herrje, ich hoffe er hat es überlebt.
Das Nachtessen von Madame war sehr lecker. Vor mir stand ein guter Rotwein aber Madame vergaß mir einzuschenken. Als ich es nicht mehr aushielt, habe ich sie gefragt, ob ich wohl ein Gläschen von diesem Rotwein haben könnte, der vor meiner Nase stand. Wenn sie rausging um abzuräumen oder den nächsten Gang zu holen, habe ich mir jeweils ein wenig eingeschenkt. Sonst wäre das ein trockener Abend geworden.
Sitze wieder vor meinem Wohnwagen und der Wind rauscht durch die Bäume. Fühle mich rundum zufrieden.
Alle Pfade die man geht führen schlussendlich zum eigenen Weg
Chat gentil gibt es auch nicht nur chien mechant..;-)



Das Château La Hille
Mein bescheidenes zu Hause...;-)