Mittwoch, 30. April 2014

30.04.14 Monte do Gozo, 25km

Ich stehe vor den Toren von Santiago, ganze 4.7km muss/darf ich Morgen noch zur heiligen Stadt laufen. Heute schlafe ich zum letzten Mal in der Albergue, morgen ist ja Parador angesagt... Diese Herberge hier kann 3'000 Pilger aufnehmen, man stelle sich das mal vor, unglaublich... Ist wie eine kleine Stadt hier mit diversen Shops zum Einkaufen, Wäscherei, Krankenstation, Cafeteria und Restaurant. Ich bin in einem Zimmer untergebracht mit 8 Pilgern, alles Frauen. Habe mal wieder alle meine Mitpilger verloren, bin unter Fremden und versinke in der Anonymität. Fühle mich aber sehr gut und befreit. Habe vor ein paar Tagen einen Pilger am Straßenrand sitzen sehen, hat ausgesehen als würde er etwas vermessen oder filmen. Habe ihn daraufhin angesprochen und gefragt was er denn mache. In dem Moment habe ich gesehen, dass er nur SMS schreibt und die Frage eigentlich völlig daneben und lächerlich ist. Ich bin dann selber am Straßenrand gesessen und habe an meinem Blog geschrieben, er ist dann vorbeigelaufen und hat lachend gefragt: "what are you doing"? Ich glaube er fand mich irgendwie komisch oder lächerlich...  Ich habe dann gedacht ist ja eigentlich völlig egal was andere Menschen von einem denken. Es ist auch überhaupt nicht wichtig ob einem jemand mag oder nicht. Es gibt Menschen da stimmt die Chemie und bei anderen halt nicht. Dies hatte etwas unheimlich befreiendes...


Man läuft immer wieder an Gedenkstätten von Pilgern vorbei, die am Weg gestorben sind. Eine Pilgerin von 52 Jahren lief den Camino zweimal und als sie das zweite Mal in Santiago ankam ist sie dort sanft entschlafen...


La Concha...


Da legen sie extra Wege an für die Pilger und was machen die? Sie laufen drum herum da wo es weniger hart ist. Ich bin auch so Eine...


Diese Konstruktion hier wünscht den Pilgern einen guten Weg und macht außerdem Werbung für eine Pension und Restaurant die "Porta de Santiago" in San Paio . Clever oder? Ja Pilger sind begehrt hier, vor allem die, die Geld in der Tasche haben... Habe da übrigens ein Bier getrunken, sehr freundlich waren sie aber nicht...


Es ist wie wenn man eine Kathedrale betritt...


Hier wären noch ein paar Sandalen zu vergeben...


Tut mir leid wenn ich euch langweile aber ich liebe diesen Wald. Ich werde den würzigen Duft nach Eukalyptus vermissen...


Einfach toll oder?


Der Wegstein wurde etwas misshandelt, sieht aber trotzdem toll aus...


Dieser dünne Streifen oberhalb des Grases ist übrigens die Start- und Landebahn des Flughafens Labacolla von Santiago. Übermorgen werde ich selber im Flugzeug sitzen. Vielleicht sehe ich dann ein paar Pilger und kann ihnen zuwinken...


Pilgern mal anders. Dieser Pilger hat den Schirm irgendwie befestigt, dass er ihn nicht halten muss. Und das lohnt sich, denn alle paar Minuten gehen die Schleusen auf und zu... Habe heute gefühlte 100x den Poncho an- und ausgezogen. 


Da ist man eigentlich schon fast in Santiago...


Alles Kreuze die von frommen Pilgern montiert wurden. Sieht toll aus!


Die kleine Kirche von San Paio. 


Hier am Fluss bei Labacolla haben sich die Pilger in früheren Zeiten nochmals gewaschen bevor sie in Santiago ankamen. An diesem Brauch wird heute nicht mehr festgehalten. Schließlich gibt es ja Duschen...


Da stehen sie in Reih und Glied. 


Das Friedensdenkmal auf dem Monte de Gozo. Monte de Gozo bedeutet Berg der Freude, da man von hier aus nach langer Pilgerschaft erstmals Santiago sieht. Man soll auch die Kathedrale sehen von hier aus aber dass habe ich auch im zweiten Anlauf nicht geschafft. 
Muss unbedingt noch die Herberge fotografieren...


Das ist der Restaurantteil...


Eine Barracke nach der anderen, drinnen ist es aber sehr modern. 


Sieht aus wie in einer Kaserne...

Dienstag, 29. April 2014

29.04.14 Salceda, 33km

Heute war der erste richtige Regentag! Es hat praktisch den ganzen Tag genieselt oder geregnet. Aber trotzdem war es wunderschön, teilweise wie im Märchen. In diesen alten Wäldern würde es mich nicht wundern Elfen oder Feen zu sehen. Leider ist mir keine von beiden begegnet... aber gespürt habe ich sie, da bin ich mir ganz sicher. Wenn ich will kann ich morgen in Santiago sein, es kann aber auch sein, dass ich meine Ankunft noch einen Tag hinauszögere. Es ist nämlich schön am Morgen früh anzukommen. Falls es Platz hat werde ich mir wahrscheinlich noch mal eine Nacht im Parador leisten. Das Hotel steht nämlich direkt bei der Kathedrale und war früher ein Pilgerhospiz. Auch heute noch werden täglich 10 Pilger gratis verköstigt. 


Schöner Picknickplatz nur leider regnet es in Strömen...


Die Monolithen sind mehr und mehr verziert und sehen teilweise aus wie ein kleiner Altar. Meistens werden von Pilgern Steine oben drauf gelegt aber oft auch Blumen oder persönliche Dinge. 


Das ist schon sehr aufmerksam von den Leuten die den Camino betreuen, dass sie uns jetzt direkt am Weg ein WC hinstellen... Stelle mir gerade vor ich würde darauf sitzen und die Pilger defilieren an mir vorbei...


Kleine Bank für müde Pilger...


Ich glaub ich seh ein Schaaf...


Ich liebe diese Wegsteine. Wenn man bedenkt, dass man anhand von gelben Pfeilen und eben diesen Monolithen halb Europa durchqueren kann ohne sich zu verirren, ist das schon verrückt oder?




Dieser Wald war einfach märchenhaft schön, ich konnte mich gar nicht satt sehen. 


Schön bemalter Horreos. 


Das ist die Baustelle der neuen Autobahn ...


Schöne Impressionen des Caminos...


Der Altar...

Heute Abend bin ich mal wieder alleine. Sebastian und Pit wollten eigentlich auch hierher kommen. Weiss der Himmel wo sie stecken. Wahrscheinlich treffe ich sie morgen wieder. Teile das Zimmer mit 7 Franzosen, kann ich mal wieder etwas französisch Palavern. Geht auf jeden Fall einfacher als Spanisch...

Montag, 28. April 2014

28.04.14 Sobrado dos Monxes, 26km

 
Die ersten 10km heute waren wahnsinnig schwer. Mir steckte die gestrige Etappe noch in den Knochen und mein Körper war einfach nur müde. Der Rucksack fühlte sich an wie 100kg... 


Erstes Hindernis am Wege, dass es irgendwie zu überwinden gilt. 


Teilweise ist es wie im Märchen... Leider habe ich mich hier nur mühsam dahin geschleppt und hatte nur wenig Freude an der schönen Umgebung. 


Es ging über eine Hochebene...


...und weiter durch den Wald. Durch die vielen Nadeln auf dem Boden war es ganz weich. 


Nach 10km kam dann endlich, endlich eine Bar. Elena hat mir ein riesiges Sandwich zubereitet, mehr als die Hälfte ließ ich mir einpacken. Dieses Bocadillo würde für 3 reichen... Dann gab es noch 2 Cafés con Leche und dann war ich soweit wieder hergestellt, dass ich den weiteren Weg anpacken konnte. Musste noch kurz den Weg suchen, da mich die Muscheln, die seit Galicien in die andere Richtung zeigen, immer noch verwirren. 

Jetzt bin ich bei Dona Celia eingekeht und trinke ein Kas Limon. Habe es nicht eilig heute...


Bald bin ich am höchsten Punkt des Camino del Norte (714m). Man sieht mal wieder in die Weite...


Hier ist das zukünftige Weihnachtsessen zu sehen. Ein riesiger Truthahn...


Diesem Wegweiser ist schlecht geworden, wie mir heute zeitweise auch...


Seit ich in Galicien bin, ist das Wetter kalt, regnerisch und windig. Aber es ist trotzdem sehr schön...


An diesem See habe ich noch mal eine Pause gemacht. Hier kann man doch nicht einfach vorbeilaufen oder?


Um 17.30 bin ich dann endlich im Kloster von Sobrados angekommen. Dafür dass ich schon um 8.00 los bin war das ein sehr langer Tag. 



Erste Nacht die ich auf diesem Weg im Kloster verbringe. Im Zimmer hat es keine Fenster und es ist ziemlich stickig... Na dann Gute Nacht...

Samstag, 26. April 2014

26.04.14 Vilalba, 22km

Was für ein wunderschöner, märchenhafter Tag! Und zum krönenden Abschluss leiste ich mir eine Nacht im Parador. Das sind die besten Hotels in Spanien und dieses hier hat 4 Sterne... In den Paradores auf dem Jakobsweg kriegt man als Pilger Vergünstigungen. Ich zahle jetzt für meins 75€, was nichts ist für ein Parador! Du wirst auch nicht schräg angeschaut, für die ist das völlig normal, dass Pilger hier übernachten. Darauf freue ich mich schon seit Tagen...
Das Zimmermädchen hat mir gerade meine frisch gewaschene Wäsche gebracht und ich bin gerade wie eine Wassernixe aus dem Bad gestiegen. Endlich mal wieder etwas gründlichere Körperpflege, was für ein Luxus! Ja und diesen Luxus gönne ich mir...


Heute Morgen sah es nach einem weiteren windigen Regentag aus und ich bin gleich in voller Regenmontur gestartet. Bald konnte ich sie aber ablegen, denn die Sonne kam heraus. Ausser der Kälte Wind, der blieb mir den ganzen Tag erhalten. 


Das Wetter hellt sich auf...


Es geht über wunderschöne Wege Richtung Vilalba. 


Gut, manchmal waren die Pfade auch nicht so toll aber da muss man durch...


Ich lief sehr wenig auf der Strasse heute..


...und immer wieder gab es eine Aufmunterung. 


Es ging durch viele uralte Hohlpfade. 


Santiago ist wirklich nicht mehr weit...


Schöne Wegzeichen an der Hausmauer geben die Richtung an. 


Wunderschöne alte Brücke. Wieviele Pilger da wohl schon drüber gelaufen sind?


Einfach märchenhaft...


Da rennen sie noch nicht vor mir weg. Komme mir manchmal vor wie der böse Wolf...


Manchmal gibt es Hindernisse am Weg...


...aber meistens ist die Lösung des Problems nicht weit weg. 


Der Camino ist nun kaum mehr zu verfehlen, so gut ist er markiert. Ab Galicien werden einem gleich auch noch die zu laufenden Kilometer bis Santiago mitgeteilt. Die kleinen Schilder mit den KM-Angaben fehlen aber auch oft, da sie gerne als Souvenir abmontiert werden...


Hier musste ich schnell aus dem Weg gehen. Sie sind einfach grösser als ich und ich habe Respekt vor Kühen. Bin immer froh, wenn ich keine Weiden überqueren muss. Bisher musste ich nur einmal an Kühen vorbei. 


Ich bin heute an unzähligen so alten Steinmauern vorbeigelaufen. An denen sieht man wie alt diese Wege sind...


Der Friedhof von Goiliz. Sehr speziell sind die grossen markanten Steinkreuze. 

So ich werde jetzt mal mein schönes Zimmer verlassen und schauen ob ich jemanden von meinen Mitpilgern treffe. Wobei die öffentliche Albergue vor Vilalba liegt. Von der morgigen Etappe bin ich schon 2.5km gelaufen...

Mein Zimmer ist übrigens im 2. Stock,  das Eckzimmer rechts...