Freitag, 9. Oktober 2015

08.10.2015 Santiago, 0 km

Habe bis um 9.30 geschlafen und eine Stunde später gab es Frühstück. Um 12.00 war es bereits Zeit für die Pilgermesse. Ich gehe ja nicht weil ich religiös bin sondern vor allem wegen der Nonne die so schön singt und dem Botafumeiro der so beeindruckend durch die Kirche schwingt. Außerdem werden jeweils die Pilger aus den verschiedenen Ländern, die angekommen sind, vorgelesen. Das Ritual mit dem Botafumeiro kommt aus dem Mittelalter, wo die Pilger wirklich nicht so gut gerochen haben. Deshalb brauchte es einen extragrossen Weihrauchkessel, dessen Geruch die ganze Kathedrale ausfüllte. Anschließend bin ich auf Shoppingtour und habe mich neu eingekleidet. Hatte meine Wanderklamotten leid. Und da shoppen Hunger macht war es Zeit für meinen letzten Pulpo (Tintenfisch). Nach einem erholsamen Mittagsschläfchen ging es wieder auf die Plaza vor der Kathedrale wo inzwischen die drei Mädels aus Berlin angekommen sind. Die Freude war groß und wir haben uns für später zum Nachtessen verabredet. Schön, dass ich sie noch gesehen habe. Nochmals einen schönen Abend verbracht und dann war es Zeit meinen Rucksack zu packen und alles für meinen Abflug vorzubereiten. Bin müde und zufrieden ins Bett gesunken.

Wer mal sehen möchte wie es ist wenn der Botafumeiro geschwungen wird den verweise ich auf diesen Link: https://www.youtube.com/watch?v=FaFqodavn0I
Evt. müsst ihr den Link kopieren und in euren Browser eingeben falls es nicht funktionieren sollte.

Während der Messe. Der Botafumeiro hängt noch ganz still.
Noch ein Bild von uns Mädels. Dies ist übrigens auch das Portal der Kathedrale wo 2008 das Foto mit meiner Pilgergruppe aufgenommen wurde.
Hier noch mal das Bild vom 01.08.2008. Schöne Erinnerung!

Donnerstag, 8. Oktober 2015

07.10.2015 Santiago, 27.0 km

Habe relativ gut geschlafen im Kloster, nur eine Hustenattacke in der Nacht. Für mich war dies der beste Aufenthalt auf dem ganzen Camino. Die Uebernachtungsmöglichkeit mit Abendessen und Frühstück war Donativo, d. h. man gibt eine kleine Spende damit sie diesen Service für Pilger auch weiterführen können. Ich war schon einige Kilometer von Herbon weg als mir einfiel, dass ich vergessen habe das Geld in die Box zu tun. Dies war mir so unangenehm. Ausgerechnet in der besten Herberge am Weg! Und ich hatte das Geld bereits auf die Seite gelegt. Ist mir soviel ich weiß noch nie passiert. Werde versuchen, die Adresse des Klosters rauszufinden und dann hole ich es nach. Abgesehen davon fühlte ich mich sehr gut heute und habe die letzten Kilometer nach Santiago beherzt unter die Füße genommen. In Escravitude nach ca. 10km gab es endlich zweites Frühstrück in einer Bar. Als ich die Bestellung aufgeben wollte habe ich gleich mal einen Hustenanfall bekommen. Ich habe mich entschuldigt und Toast mit Butter und Marmelade sowie Cafe con Leche bestellt. Der Herr des Hauses hat mir mein Frühstück gebracht und dann kam er nochmal mit einer kleinen Schale Honig und Zitrone, dies seit gut für meinen Husten. Das hat mich total berührt, so eine schöne Geste. Und dann kam er gleich nochmal und hat mir noch Halls Hustenbonbons geschenkt. Das war wirklich total nett worauf ich gleich noch einen Kaffee trinken musste. Ich hatte immer noch 17km vor mir und trotzdem habe mich nicht sonderlich beeilt sondern den Tag in vollen Zügen genossen. Hier ein Café con  Leche, da eine Rast auf einer schönen Bank. Einige Kilometer vor Santiago konnte ich bereits die Türme der Kathedrale sehen. Das letzte Stück zur Altstadt ist sehr schlecht gekennzeichnet und ich habe das GPS zur Hilfe genommen um mich in die Stadt rein zu lotsen. Ansonsten habe ich dieses Teil ja nicht oft gebraucht, habe es auch nur mitgenommen um es auszutesten. Bin dieses Mal von einer anderen Seite in die Stadt gekommen da ich ja von Portugal kam. Als ich den Park von Almeida sah wusste ich endlich wo ich bin und bin durch die betriebsame Rua do Franco zur Kathedrale gelaufen. Es hat mich sogar ein Pilger begrüsst, Mick, den ich mehrmals unterwegs getroffen hatte. Es ist für mich nicht mehr so emotional in Santiago anzukommen aber ich liebe es hier zu sein. Santiago ist eine tolle Stadt! Bald schon war ich in meinem Hotel. Schnell duschen, kurz auspacken und schon war ich wieder auf der Plaza vor der Kathedrale um mich mit anderen Pilgern zu treffen. Bin mit Nick und Mick, beides Engländer, zum Essen gegangen und wir haben zusammen einen schönen Abend verbracht. Zum Abschluss ging es noch in eine Bar wo verschiedene galicische Gruppen aufgetreten sind. Es war richtig gut. Galicien hat ja keltische Wurzeln und deshalb gibt es hier auch Dudelsäcke. Überhaupt spielen sie auf Instrumenten die ich noch nie vorher gesehen habe. Nach Mitternacht ging es dann endlich ins Bett wo ich mich wieder fleißig durch die Nacht gehustet habe.

Die Hühner kucken demonstrativ in die andere Richtung. Sind wohl kamerascheu.
Immer wieder schön anzuschauen: die Wegsteine

Mittwoch, 7. Oktober 2015

06.10.2015 Herbon, 19.0 km

Heute Morgen wieder mal bei Regen gestartet aber im Verlaufe des Tages wurde das Wetter immer besser. War heute meistens alleine unterwegs. War auch gut so denn ich hatte null Energie und null Bock. Hatte das Gefühl, dass ich eigentlich schon lange hätte aufgeben müssen. Ich schlafe nachts immer noch kaum wegen dem Reizhusten. Dieser Camino ist eine riesige Herausforderung für mich, körperlich und mental.
Nachmittags wurde das Wetter besser und Gott sei Dank auch meine Stimmung. Hatte beschlossen, den Umweg zum Franziskanerkloster in Herbon zu nehmen und stand damit ganz alleine denn alle anderen sind direkt nach Padron. Ich wollte aber den letzten Abend vor Santiago ruhig und beschaulich verbringen. Da ist ein Kloster genau das Richtige. Der Weg dorthin war ziemlich abenteuerlich und ging über Pfade die man teilweise kaum sah. Schlussendlich sass ich vor der verschlossenen Tür der Herberge und hoffte darauf, dass um 16.00h die Türe aufgeht. Was dann auch tatsächlich geschah. Die Herberge ist total schön und wir sind nur zu viert. Jeder hat sich ein Bett in einer anderen Ecke des Raumes ausgesucht. Alles Pilger die ich noch nie gesehen habe. Um 19.00 gab es eine Führung durch das Kloster, um 20.00h war Messe und um 21.00h gab es Essen. War richtig schön, solche ursprünglichen Orte für Pilger sollte es mehr geben. Habe hier richtig gut auftanken können für die letzten 27km nach Santiago.

Pilger vor einer Kirche

Unterwegs zum Kloster

Pilgerkunst am Straßenrand
Ankunft beim Kloster in Herbon. Die Tür zur Herberge ist gleich links.
Dieser gruselige Schlafsaal aus dem Mittelalter ist Gott sei Dank nicht unser Schlafgemach sondern wurde für eine Filmdokumentation nachgestellt.
Abendstimmung im Kloster von Herbon

Montag, 5. Oktober 2015

05.10.2015 Caldas de Reis, 22.5 km

Heute hat der Himmel in Galicien alles hergegeben was er zu bieten hatte. Wir sind ziemlich verregnet worden. Es hat nicht nur geregnet, sondern teilweise richtig geschüttet. Gott sei Dank hat es ab und zu aufgehört, dann konnte man sich vom Wind wieder etwas trocknen lassen. Bei unserer ersten Pause nach 10km musste ich mich gleich mal umziehen und was trockenes anziehen. Es ist ja nicht kalt aber man kühlt schon aus wenn man nass herum sitzt und mit meinem Husten absolut verboten. War wieder die meiste Zeit mit Nick unterwegs. Ist schön wenn man Begleitung hat vor allem wenn das Wetter so garstig ist. Wenn es so regnet kann man nirgends anhalten, einzige Option ist zu laufen bis eine Bar kommt. Die kam dann auch aber leider erst nach 10km. Dies sind 2.5 Std. non Stop laufen. Ich war ziemlich fertig als wir in der Bar waren. Dort gab es dann gleich mal 2 Caffes con Leche und ein überdimensional großes Bocadillo mit Schinken und Käse. Wir waren kaum zurück auf der Strasse als der Himmel wieder seine Schleusen geöffnet hat. So stark, dass wir uns zu acht in einem winzigen Bushäuschen untergestellt haben. Der Bus ist leider nicht vorbei gekommen und wir mussten wohl oder übel weiter. Am Nachmittag wurde dann das Wetter wieder ein bisschen besser am Morgen soll es im gleichen Stil weitergehen... Wenigstens konnte ich jetzt meine wasserdichten Socken testen. Hat eigentlich ganz gut funktioniert außer dass ich jetzt eine kleine Blase am großen Zeh habe. Aber man hat das Gefühl relativ trockene Füße zu haben und auch als ich sie abgezogen habe waren sie nicht völlig durchgenässt. Nächstes Mal muss ich mir aber funktionierende Gamaschen besorgen. So es ist Zeit für das Pilgermenu...

Es regnet ziemlich stark
Die wunderschöne grüne Hölle Galiciens
Nick überlegt wohl gerade ob er da wirklich wieder rausgehen oder nicht doch den Bus nehmen soll
So sieht strömender Regen in Galicien aus. Wir haben uns zu acht in einem kleinen Bushäuschen untergestellt.
Hier gleich rechts liegt die Pilgerherberge, wo ich wegen meinem Husten leider nicht übernachtet habe
Mittelaterliche Brücke in Caldas de Reis

04.10.2015 Pontevedra, 28.0 km

Heute war der erste Regentag und ich bin richtig nass geworden. Wenn es in Galicien regnet dann richtig. Hatte zum ersten Mal nasse Füße da ich nicht mehr mit Goretex Wanderschuhen laufe dafür habe ich jetzt wasserfeste Socken dabei. Leider habe ich aber heute Morgen nicht daran gedacht sie anzuziehen. Als ich beim Mittagessen endlich die Socken gewechselt habe war es natürlich vorbei mit dem Regen und es war schwül und heiß wie in den Tropen. Da waren meine Goretex Socken wieder fehl am Platz und ich hatte ziemlich heiße Füße. Aber ich habe tapfer durchgehalten bis zum Schluss. Bin heute 28km gelaufen, meine längste Etappe bisher. War die meiste Zeit mit Nick unterwegs einem Engländer, er ist bereits in Lissabon gestartet. Hat sich einfach so ergeben und war ganz angenehm.
Ich bin immer noch erkältet und habe vor allem nachts heftige Hustenanfälle. Kann seit mehreren Nächten kaum schlafen. Letzte Nacht ist dann Nick zu mir gekommen und hat mich gefragt ob ich etwas brauche und ob er etwas tun könne. Das fand ich total süß auch wenn er nichts tun konnte aber ich fühlte mich damit nicht mehr so alleine. Am Morgen fühlte ich mich ziemlich erschlagen und glaubte zu diesem Zeitpunkt nicht dass ich die ganze Etappe würde laufen können. Wollte im nächsten Städtchen den Bus nehmen. Dann ging es aber immer besser und zuletzt bin ich doch den ganzen Weg gelaufen. Es war zudem eine sehr schöne Etappe mit viel galicischem Wald den ich so liebe. Wenig Asphalt, da geht es den Füßen automatisch besser. 
Pontevedra hat 80'000 Einwohner und eine wunderschöne Altstadt. Leider hatten wir nur kurz Zeit sie zu besichtigen da es wieder anfing zu regnen und ich die Jacke nicht dabei hatte. Werde mir morgen früh noch etwas Zeit nehmen da es morgen nur 22km sind bis Caldas des Reis. So werde jetzt versuchen etwas zu schlafen, hoffe dass der Husten mich nicht zu sehr plagt. Gute Nacht.

Meine geliebten galicischen Wälder. Ich kann mich kaum satt sehen.
Der Wald ist eben auch im Regen sehr schön
Kunst am Weg. Nick bewundert die verschiedenen Jakobsmuscheln.
El Camino
Ankunft in Arcade
Nick läuft vor mir, es zieht ihn ins Restaurant am Ende der Brücke wo wir zu Mittag essen werden bevor es noch 12 km weiter nach Pontevedra geht.
Der Strand von Arcade, leider kein Badewetter. Arcade liegt nämlich an einem Ausläufer/Fjord des Meeres

Samstag, 3. Oktober 2015

03.10.2015 Mos, 23.0 km

So jetzt bin ich wirklich alleine in Mos. Die Mädels sind wahrscheinlich in O Porrino geblieben. Ich wusste ja, dass es früher oder später so kommt, da ich meinen Rückflug 4 Tage früher habe wie sie und am 7. Oktober bereits in Santiago sein muss. Wahrscheinlich sehe ich sie erst in Santiago wieder. Schade, hatte mich richtig an sie gewöhnt. Heute muss ich wieder in einem Schlafsaal schlafen, da es hier ausser der öffentlichen Herberge leider gar nichts gibt. Hoffe, dass es gut geht.
Der Tag heute war sehr schön. Es gab Gott sei Dank eine Alternative die an der Industriezone vorbeiführte wenn sie auch etwas länger war, hat es sich auf jeden Fall gelohnt sie zu nehmen. Nach 8.5 km gab es in Orbenlle endlich Frühstück! Da habe ich die Mädels zum letzten Mal getroffen und wir haben zusammen gefrühstückt. Weiter ging es nach O Porrino wo ich mich ein paar holländischen Pilgern angehängt habe um Mittag zu essen. Sie hatten gerade nach dem Weg zum Restaurant gefragt und ein Einheimischer hat sie gleich hin geführt. Also nix wie hinter her, denn der Magen hat geknurrt. Schliesslich wollte ich ja noch 5.5km weiter bis zur Herberge von Mos. Das letzte Stück war dann vor allem auf der Strasse und wieder eine echte Herausforderung. Endlich bin ich dann in Mos angekommen und habe in der Herberge eines der letzten Better ergattert.
Habe dann im Restaurant zum ersten Mal alleine gegessen ohne die Mädels. Seufz... Neben mir war ein Tisch voller Pilger und ich bin mir irgendwie blöd vorgekommen so alleine. Ich kannte niemanden so richtig und ich konnte ja nicht einfach fragen ob ich mich dazusetzen kann, sie hätten mich schon rüber bitten müssen. Na ja, war halt einer dieser Abende wo man sich etwas seltsam vorkommt. Ich habe auch zum allerersten Mal in Spanien schlechten Rotwein serviert bekommen. Habe mich beschwert aber da war nichts zu machen und so habe ich ihn einfach stehen lassen. Ich glaube er war auch nicht auf der Rechnung. Anschliessend bin ich dann runter zum Dorfplatz wo noch eine Modeschau stattgefunden hat mit einer Showeinlage der brasilianischen Miss Transvestit, war ganz lustig.

Raus aus Tui, immer noch auf portugiesisch oder ist das jetzt galicisch?
Die Römer haben schon viel gebaut, schöne alte Brücke
Schöne Pilgerstatue bei der mittelalterlichen Brücke
Die Mädels bei einer kleinen Rast im Wald
Es wird bereits richtig galicisch, ich liebe es!
Hier hat man geschaut, dass die Pilger keine nassen Füsse bekommen
Ein Horreo, Maisspeicher. So gebaut, dass die Mäuse nicht rankommen

02.10.2015 Tui, 19.0 km

Heute Morgen sind wir von unserem kleinen Nest "Ninho" Richtung Tui in Spanien aufgebrochen. Die Mädels hatten gestern Abend Zimmer in einer Pension in Valença reservieren lassen und so habe ich mich auf einen Abend alleine und Abschied eingestellt aber dann kam alles doch wieder ganz anders. Ich war fast etwas traurig, dass ich die Mädels heute wahrscheinlich hinter mir lasse und habe es mir zweimal überlegt ob ich wirklich noch nach Tui rüber laufen oder doch in Valença bleiben soll. Aber dann habe ich mich daran erinnert, dass jeder seinen eigenen Camino laufen soll und habe mich nach einer kurzen Rast in Valença über die 300m lange Brücke auf den Weg nach Spanien begeben. Es ist mir nicht schwer gefallen Portugal hinter mir zu lassen. Bin viel auf der Strasse gelaufen heute und die Füsse taten mir dementsprechend weh. In Tui habe ich mich zuerst einmal auf eine Plaza gesetzt und mein erstes Cerveza con Limon getrunken. Ahhhh, wie ich das vermisst habe. Ich verstehe schon recht gut spanisch auch wenn ich nur wenig sprechen kann. Anschliessend ging es in die private Herberge, nachdem ich in der öffentlichen Herberge gleich mal einen Vortrag von der Hospitalera erhalten habe, dass ich jetzt in Spanien sei und das Ganze jetzt ernsthafter würde und ich von jetzt an täglich 2 Stempel haben müsse. Auch müsste ich IMMER einen offiziellen Stempel in der öffentlichen Herberge abholen. Schlafen könne ich ja dann wo ich wolle. Habe ihr dann gesagt, dass ich sowieso nicht hier bleiben wolle, da ich Husten würde und nicht den Schlafsaal aufwecken wolle. Sie hat mich aber nicht verstanden und gemeint ich hätte sie nach Kaffee am Morgen gefragt worauf sie mich ganz entsetzt angesehen hat. Wie kann man auch nur  nach einem Kaffee fragen in einer öffentlichen Herberge in Spanien. Na ja habe mich dann auf den Weg gemacht und wurde in der privaten Herberge sehr herzlich empfangen. Ich war die Erste und konnte mir mein Bett aussuchen. Ich nehme immer ein Bett unten, wenn möglich, und in der Nähe des Fensters. Damit ich es öffnen kann in der Nacht. Bin dann Proviant einkaufen gegangen und als ich in die Herberge zurück kam, wer war wohl da? Die Mädels! Sie hatten doch keine Lust in Valença zu bleiben. Katia meinte noch, dass ich wohl das Gefühl hätte verfolgt zu werden aber ehrlich gesagt, Nein ich habe mich total gefreut! Wir sind dann alle zusammen in eine Tapabar und haben unseren ersten spanischen Rotwein getrunken und uns durch allerlei Tapas gegessen. Lustig war auch, dass praktisch jeder Pilger den wir unterwegs getroffen haben auch in dieser Bar gelandet ist. Wir hatten alle riesigen Spaß unser bester Abend bisher. Guter Einstand hier in Spanien und wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich in Portugal nie so richtig zurechtgekommen, warum auch immer. In Spanien fühle ich mich fast etwas zu Hause.

Am Morgen ging es gleich über diese schöne alte Römerbrücke
Von hier aus kann man in alle Himmelsrichtungen und vor allem verläuft der Weg nach Fatima in Portugal immer genau in entgegengesetzter Richtung zum Jakobsweg.
Teil der Festungsanlage von Valença
Blick von Valença rüber nach Tui/Spanien
Blick zurück nach Valença in Portugal

Erster Wegweiser in Spanien. Espana ole!

Unterwegs nach Tui
Erster Rioja in der Tapas Bar

Donnerstag, 1. Oktober 2015

01.10.2015 Rubiães, 17.5 km

Wow! So lange habe ich noch nie gebraucht um auf einem Camino anzukommen, aber jetzt bin ich endlich in Portugal gelandet. Es hilft natürlich, dass es eine wunderschöne "Bergetappe" war, höchster Punkt 435m...😂. Keine grässlichen Straßen mit lärmendem und stinkendem Verkehr. Zudem bin ich in einer ganz tollen privaten Herberge, die von Mutter und Tochter Marlene geführt wird. Mama hospitalera hat mir gleich mal einen Tee gemacht gegen meinen Husten. Als ich so gemütlich im Liegestuhl lag sind dann auch gleich die Mädels um die Ecke gekommen. Wir kriegen heute eine Suppe zum Abendessen und zum Apero gibt es schon mal ein kleines Gläschen jungen Rotwein. Katia und ich laufen noch runter zum Laden um Proviant für morgen zu kaufen und gleich noch eine Flasche Wein für das Abendessen. Schliesslich müssen wir es noch ausnutzen solange es noch Vino Verde gibt. Jungen Weisswein, der leicht Kohlensäure drin hat. Ein wenig wie Frizzantino in Italien. Nick mit dem ich noch ein Stück gelaufen bin ist in der öffentlichen Herberge abgestiegen und morgen wird er es bereuen wenn ich ihm erzähle was er verpasst hat. Zudem habe ich hier ein eigenes Zimmer mit drei Betten bekommen wegen meinem Husten. Dann kann ich ja loslegen heute Nacht...

Aufbruch am frühen Morgen. Hier habe ich mich gestern ausgeheult und es hat wirklich gut getan, denn heute fühle ich mich wie neu geboren.
Unterwegs Richtung höchster Punkt 435m

Ja genau, da laufe ich, falls ich es vergessen haben sollte...
Winnie und Diana am relaxen in der schönen privaten Herberge Ninho, was Nest heisst und so fühlt es sich auch an, wie ein gemütliches warmes Nest

Mittwoch, 30. September 2015

30.09.2015 Ponte de Lima, 0 km

Habe heute Morgen den Bus nach Ponte de Lima genommen. Bin um 9.45h angekommen und hätte mir am liebsten gleich ein Hotelzimmer genommenen. Es wäre zwar eines frei gewesen aber ich hätte vier Stunden warten müssen bis ich rein kann. Wenn man sich krank fühlt ist das eine halbe Ewigkeit. Bin dann in den Park am Flussufer und habe mich wie ein heimatloser Vagabund gefühlt. Es ist schrecklich kein zu Hause zu haben wenn man sich nur unter die Bettdecke verkriechen will. Ich saß da auf der Parkbank und habe mir einfach mal das ganze Elend von der Seele geheult. Dann  habe ich meine Kräfte neu gesammelt und mir ein Zimmer in einer Pension gesucht. Ich wurde auch gleich bei der ersten fündig. Was für eine Erleichterung! Bin auch gleich in die Apotheke und habe mich mit Medis eingedeckt. Bin einfach total erkältet und habe einen grauenhaften Reizhusten.
Das Städtchen hier ist sehr schön. Es gibt sogar eine Platanenallee wo aus dem Nichts wunderschöne Musik ertönt. Da werde ich bestimmt noch mal hin gehen. Fühle mich wohl hier und habe auch schon was zu Mittag gegessen. Dies war glaube ich das zweite Essen das mir in Portugal bisher geschmeckt hat. Gestern war ich mit den Mädels aus Berlin Abendessen und musste den ganzen Kabeljau stehen lassen weil er so versalzen war. Habe mir nur ein paar Kartoffeln rausgepickt... Die Mädels werden jetzt wohl auch angekommen sein. So ich werde noch mal einen kleinen Rundgang machen. Hoffe, dass ich morgen weiter wandern kann. Ab jetzt soll auch die Strecke etwas schöner werden.
Habe die Mädels natürlich an der Promenade beim Wein trinken angetroffen und habe mich gleich dazugesetzt. Wir hatten total Lust auf Pasta und haben uns in ein Hotelrestaurant direkt am Fluss gesetzt. Es hätte bestimmt schönere Restaurants gegeben aber die Pasta Bolognese war lecker wenn auch etwas mehr als al dente. Die Portionen, zwei grosse Platten, waren riesig und wir haben nur die Hälfte geschafft. Als der Kellner abgeräumt hat haben wir gehört, wie er von der Pasta gegessen hat und haben uns köstlich amüsiert.

Da sass ich und meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt aber danach ging es wieder aufwärts

Die mittelalterliche Brücke fotografiert von der Platanenallee aus
Die wunderschöne Platanenallee mit der schönen Musik die aus dem Nichts kommt. Dieser Ort hat meiner Seele gut getan.
Skulptur auf der mittelalterlichen Brücke
Treppe zur Kirche von Ponte de Lima
Blick von der Kirche aus